Dienstag, 29. Juni 2010

...und jetzt?

Wir haben das gestern Erlebte aufgeteilt. Es sind zwei ganz verschiedene Aufgaben, die wir nun haben!
Das Wichtigste ist Robert. Es war die erste richtig negative Erfahrung...von sicher noch mehr kommenden...für sich und sein Leben. Sein Anderssein wird immer auffälliger, je älter er wird. Die Gesellschaft "behindert" Menschen, die anders sind. Noch immer wollen viele, das nicht sehen, spüren mitbekommen.Es ist nicht perfekt für die heutige Zeit. Diese offene Abneigung ist uns heute lieber, als ein verstecktes, gemeines Angreifen von Robert. Jetzt wissen wir was los ist...Jetzt braucht er unsere Hilfe. Und alle die ihn mögen helfen mit. Er braucht Unterstützung und muss lernen, dass es Menschen gibt, die so sind...Er muss lernen, dass er da nicht weinen braucht....er muss lernen, dass es nicht seine Schuld ist....
Er hat unruhig geschlafen, war immer wieder wach. Wollte heute nicht zur Schule, weil der Schulbus muss doch auch bei der Anneliese vorbeifahren....
Michael hat folgendes zu Robert gesagt:" Robi, die Anneliese muss eine Hexe sein. Eine von den ganz Schlimmen! Sie hat ja bloß ihren Besen...keinen Freund, kein Kind...und nicht mal der Besen wird sie heiraten, der löst sich irgendwann auf, weil sie den immer so "rumhaut"!" Das hat Robert verstanden, er spielt ja viel und gerne "Hexengeschichten". Er musste sogar lächeln. In seinen Spielen stecken die braven Hexen die Bösen in einen duklen Wald ohne Ausgang. Die Anneliese ist nun also eine böse Hexe, und Kinder sollten ihr aus dem Weg gehen. Denn bei Großen traut sie sich nichts und bei Kinder wird sie mutig und will Angst machen...also, aus dem Weg gehen. Er macht sich jetzt Sorgen um den Luis, weil der wohnt ja da...

Die zweite Aufgabe: Luis und seine Familie.
Tja, von wegen, bei Großen traut sie sich nicht. Ich hab viel erwartet, doch nicht das was kam. Das Gespräch mit den alten Bauern hat nichts gebracht. Er hat das gestern nicht mitgekriegt...sagt er! Ja, die Annelies ist alt net einfach...sagt er. Michael hat ihn gebeten, unseren Robert nicht mehr zu rufen, nicht mehr mitzunehmen...ob er es verstanden hat, der Luis? Da fehlt es (ich muss es so schreiben): Es fehlt am Mann und Vater sein. Er behauptet sich nicht, und wie wir jetzt wissen wohl noch nie. Ehefrau und jetzt Tochter haben das Regiment!

Und jetzt kommt es: DIE Anneliese kam grad auf mich zu. Ich natürlich alleine im Garten. Aber sie war wieder sehr laut, und nun schütteln die restlichen Nachbarn den Kopf!
Sie verbietet den Robert den Hof zu betreten. So einen braucht sie nicht hier! Der Alte (=ihr Vater) hat da nichts zum sagn!
Sie schrie ganz laut: "Es ist ihr egal, ob sie Behindertenfeindlich ist. Dann ist sie es halt. Und Kinderfeindlich ist sie auch...!"

So hat sie rumgeschrien. Ich bin wortlos gegangen...Denn wenn ich den Mund aufgemacht hätte...Nein, dann wäre ich nämlich wahrscheinlich jetzt verhaftet.
Mein Herz klopft, ich hab das Gefühl ich fall um und bin dann mausetot! Doch das geht nicht. Ich muss überlegen, überlegen....was tut man da jetzt? Robert hat schon eine Tafel Schokolade von der anderen Nachbarin bekommen. Die soll ich ihm nach der Schule geben, weil er ist ein armer Kerl...und jetzt hat er die Anneliese als Feindin...Wie im Bauerntheater, doch leider ist es zu Ernst. Es ist ja unser Leben unser Robert.
Und trotzdem, lieber so und offen, als dass ihn jemand mit einer Wurst vergiftet!

Danke, für Eure Kommentare. Einige hatten Recht, es liegt viel am Luis. Er müsste nun was tun. Das ist aber scheinbar unmöglich.
Der große Bruder ist gekommen. Er wird heute den Robert-Traktor samt Walze nehmen und mit dem Robert die Strasse entlang fahren. Robert darf keine Angst entwickeln. Nur gesundes "Aufpassen".
Elisabeth

10 Kommentare:

  1. Arme Elisabeth,
    wie schwer muss dein Herz sein! Das hast du richtig gemacht, dass du sie einfach hast stehenlassen. Du solltest deine Zeit nicht an so eine Vollidiotin verschwenden. Über den Hexenvergleich musste ich schmunzeln. Da hat er Recht, dein Michael. Irgendwann macht es Puff- und dann ist sie explodiert!!
    Ich drück euch
    Michaela
    Kopf hoch!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

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  2. Ich dachte, dass mit dem gestrigen Vorfall schon der Gipfel der Unverschämtheit erreicht sei. Aber die Frau wird immer einen drauf setzen.
    So wie ihr damit umgeht, liebe Elisabeth, wird Robert es schaffen. Du hast recht: lieber offen und ehrlich als subtil und verlogen. Wir haben mit Gerlinde nur letztere Variante erlebt.
    Grüße an euch, besonders an Robert. Sag ihm, Constanze wartet schon ...
    Alles Gute, Verena

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  3. Elisabeth,
    ja - es gibt jetzt viel zu tun, damit man Robert die Angst nimmt - vor dieser Frau, davor, an dem Hof vorbeizufahren oder zu gehen - und - so schlimm es ist, ihm auch den Umgang mit Luis zu untersagen. Das wird er nicht verstehen, denn Luis war immer gut zu ihm. Ich kann mir denken, wie es in Euch - und ganz besonders in Dir - aussieht. Diese Wunde wird sich nie ganz schließen, die Angst, es konnte wieder so etwas oder ähnliches passieren, läßt sie einfach nicht verheilen.
    Aber für Robert wird es ein Vergessen des Vorfalls geben. Ihr alle gebt ihm so viel
    Liebe, Geborgenheit und Schutz. Soll er die Hexe in den Wald verbannen und nie wieder rauslassen.
    Ich fühle mit Dir, Euch und gib Robert einen lieben Drücker von mir.
    Irmi

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  4. Oaaa...wenn ich sowas lese bekomme ich Riesen große Lust, meinen Wagen zu tanken um mit dieser Frau einen Tee zu trinken!!!Es würde dann sicherlich Tränen geben, aber es wären nicht meine Tränen!!!
    Auf der einen Seite lohnt es sich nicht, mit solchen Menschen zu diskutieren...weil es Energie verschwendung ist...aber vielleicht geht es genau jetzt darum, wenn ich darüber nachdenke...sich genau jetzt dagegen zu stellen!
    Vorallem dann, wenn sie extra zu Deinem Garten kommt...Luft ablassen...egal in welcher Form!

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  5. Halleluja!!!
    Ich hätte niemals den Mund halten können!!! Ich hätte sie in der Luft zerrissen...am Liebsten würde ich vorbeikommen und ihr sagen....
    ...ja, was eigentlich? *seufz*...ich muss da noch an mir arbeiten...Deine Reaktion war die einzig Richtige! Aber ich würde an meinem Zorn ersticken, wenn ich ihn nicht rauslassen dürfte!!

    Aber wohin würde das führen?

    Die nächste Zeit wird sicher schwierig! Aber ihr seid eine Festung, die nicht einzunehmen ist!!!
    Ich umarme Dich!!!
    Verzweifle nicht, ihr seid stark genug!!!
    Barbara

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  6. Das ist wirklich ein starkes Stück und auch ich habe Angst was Jolina noch ertragen muss.
    Wenn ich Aussagen von manchen verblödeten Kids höre oder im Netz lese könnte ich explodieren vor Wut und gleichzeitig heuelen vor Hilflosigkeit.
    Ich wünsche Die Kraft und Gelassenheit.
    Martina

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  7. Es macht mich so wütend, das zu lesen, dieser Hochmut, diese Ignoranz und ungeheuere Frechheit, dieser Frau. Das Geschehene kann niemand mehr ändern, ich hoffe nur, dass sie irgendwann die Quittung für ihre Schlechtigkeit bekommt.

    So jemanden in der nächsten Nachbarschaft zu haben, muss schlimm sein. Selbst wenn Ihr sie gerade nicht seht, kann ich mir vorstellen, dass Ihr Euch nun dauernd fragen werdet, was als nächstes kommt.

    Ich wünsche Euch ganz starke Nerven und das der Rest der Nachbarschaft weiter so zu Euch steht, wie sie es gerade tun. Damit dürfte sich die Betreffende selbst aufs Abstellgleis gestellt haben.

    Fühlt Euch gedrückt, Manuela

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  8. Liebe Elisabeth, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schwer das fuer euch sein muss. Mit so etwas bin ich noch nie konfrontiert worden.

    Wie du es nur geschafft hast, deinen Mund zu halten - bravo! Ich glaube, das diskutieren mit Menschen wie Anneliese ist reine Energieverschwendung. Die schreit so laut, weil sie nichts hoeren will.

    Es tut mir so schrecklich leid fuer euch und besonders fuer Robert. Ich bin nur froh, dass die anderen Nachbarn euch unterstuetzen! Und ich bin beeindruckt, wie ihr damit umgeht!

    Alles Liebe an euch alle! Silke

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  9. Hallo Elisabeth, ich beglückwünsche dich zu deiner spontanen Entscheidung, einfach weg zu gehen, denn jedes Wort an diese Frau ist vergeblich. Ich denke, da hilft wirklich nur, sich nicht auf ihre Ebene zu begeben und Abstand zu halten, denn ein Erkennen und Verstehen ihrerseits ist nicht zu erwarten. Freut euch an den anderen Nachbarn, sie geben euch Halt und Stärke, ihr seid nicht allein in eurer Straße. Trotz allem und gerade deswegen wünsche ich euch einen sonnigen Tag mit noch mehr Schokolade-Gesten aus der Nachbarschaft. Viele Grüße von Birgitt

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