Montag, 21. Juni 2010

Den Bruder kennt Ihr noch nicht

Am Wochenende war "Besuchswochenende" von Roberts dritten Halbbruder. Die beiden haben den Michael als Papa. Er wohnt seid fast drei Jahren nicht mehr hier. Er war drei, als er zu uns kam. Zu Besuch für 1-2 Wochen...und dann war erstmal die Mama weg! Ich kann es hier nicht so ausführlich schreiben. Also meine Sicht damals: 2 Wochen vorher hat Susanne die Welt entdeckt. Wir fahren zur Oma (fast bis Wien). Die Oma und das neue Enkelkind sollten sich doch kennenlernen. Ch. war 3 1/2 Jahre und durfte mich bis dahin nicht richtig kennenlernen....und aufeinmal hiess es, der Papa darf ihn mitnehmen ins "Ausland". Toller Zeitpunkt, der Papa war 2 Wochen zu Hause, weil ja seine Maus zur Welt kam. Ab Montag wieder:arbeiten! Die Elisabeth schafft ja Alles, also der junge Mann kommt mit. Es ist auch relativ gut gegangen. Doch dann...wo ist die Mutter? Kann ich nicht beschreiben, was die nächsten Monate hier ablief. Der "uneheliche" Ch. wurde nach einem halben Jahr endlich auch offiziell dem Papa "zugesprochen". Durfte hier bleiben (Alternative:Heim in Österreich) im Ausland. Mit Aufenthaltsgenehmigung. Wir versuchten ein normales Leben zu beginnen, mit Kindergarten für den da Vierjährigen. Susanne hat von Anfang an mit dem Bruder an der Seite gelebt. Meine damals 13jährige Lisa hat schon so ihre Probleme bekommen. Erst die Mama ganz allein...dann eine Halbschwester und einen Stiefbruder dazu....!
Ch. hat sehr reagiert und alle Therapien, die da möglich waren haben nicht recht geholfen. Und dann kam die Mutter wieder ins Spiel!!!!
Nur so viel. Sie durfte! Jugendämter sind sich einig, dass Kinder zu Papa und Mama Kontakt haben sollen, dürfen, müssen, wollen...
Unser Familienleben kam nicht mehr zur Ruhe. 3 Mal ernsthafte Versuche auf Rückgabe des Sorgerechts....immer kurz davor hat sie dann einen Rückzieher gemacht. Kurz und gut: Als Ch. 11 Jahre alt war, ist dann er auf den Zug aufgesprungen, Hat vorm JuAmt erklärt, dass er hier weg will. Zur Mama. Die beiden hatten beim vorherigen Urlaub wohl viel durchgesprochen. 5 Wochen lebten wir in einer Ausnahmesituation. Dann sagte der Papa: Ich lass los, er soll wieder übersiedeln zur Mama. JuAmt. Schule, Hort....seine Freunde hier:ALLES wurde aufgegeben, abgemeldet. Ch. hat sich von mir mit Geschichten gelöst, die mein Herz ein Stück kaputtgemacht haben. Viel zertrampelt...
Ende vom Lied: Anruf im JuAmt aus Wien:"Na, i trau ma des jetzt doch net zua! I hob ma des jetzt überlegt. I was ja net, was do auf mi zuakommt!"
Das 11jährige Kind Ch. fiel in ein unglaubliches Loch...und wollte nirgends mehr leben. Seid fast drei Jahren nun in einer Einrichtung vom Jugendamt. Die "Besuchswochenenden" werden immer seltsamer. Eiszeit! Gestern hat er wieder gesagt, dass er in Wien leben will. Dafür hat er nun die Wirtschaftsschule "geschmissen" und macht schnell die Hauptschule weiter. Dann findet Wien 1 Jahr früher statt....denkt er!
Am meisten unter all dem leidet ein kleiner Junge, der nichts aber auch gar nichts verstehen kann. Der Angst hat auch mal in ein Kinderheim zu kommen. Der am Bruder hängt, bitte, bitte bleib doch da! Der auf den Papa sauer wird:Warum hast Duuuu den Ch. nach K. geschickt???!!
Hab jetzt doch ganz schön viel erzählt. Wir haben auch Fehler gemacht in diesen 11 Jahren. Das wissen wir. Es gibt keine Gebrauchsanleitung für solche Geschichten, die das Leben schreibt.Ich würde es nicht mehr tun. Ich würde nie mehr ein Kind mit Liebe aufnehmen, dass dann vom JuAmt und der eigenen Mutter nicht einfach ungestört leben darf. Nicht wegen mir, nein, ich halte es aus, versteh viel, kann reden und mir Hilfe holen.
Aber der junge Mann Ch....Opfer
die Schwestern Lisa und Susanne....Opfer
mein Mann Michael....Opfer
Robert.....Opfer
Wenn ich das jetzt so aufschreibe, dann sitze auch ich da und kämpfe mit den Tränen. .... und wer da was dazu zu sagen hat: Liebe Ch.Mama, liebes Jugendamt (nicht nur eine Person, wechselt ständig)---- dann sagt es jetzt. oder lasst meine Kurzfassung einfach so im Blog stehen!Mutig: Ihr? Nein, ihr doch nicht!!!
Es ging ums Kind??? Nein, bei Euch doch nicht! Das ist in einem Akt und der wird auf und zu gemacht.
Liebe Mamas, die nicht so richtig wissen, ob sie es schaffen, das Baby großzukriegen. Dann entscheidet wirklich für Euer Kind. Und stelllt Euch dann, nach der Entscheidung hinten an....
Ich weiss, dass es geht. Habe als Pflegemama viele Kinder in Adoptionspflege betreut. Die ersten Kinder sind schon über 2o Jahre alt. Es war gut so und ich habe noch immer Kontakt zu 2 "abgebenden" Mamas. Die haben meinen Respekt.
Elisabeth

8 Kommentare:

  1. Du bist eine Ausnahmeerscheinung, liebe Elisabeth. Alles weitere schreibe ich dir privat.
    Liebe Grüße, Verena

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  2. Oh Elisabeth ich stimme dir voll zu!
    Hört sich alles wirklich nach ner nervenaufreibenden Zeit an.
    Und ich kann es auch nicht verstehen, das es sooooooo viele Mütter gibt.. die es aus purem Egoismus nicht schaffen sich für das wohl des Kindes entscheiden. Und eigentlich die ganze Zeit nur PingPong mit den Gefühlen aller teilnehmenden Spielen!
    Macht mich sehr traurig, das ich lesen muss das es bei euch eben auch so eine Situation gibt!

    LG
    Nike

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  3. Hilfe! Ich will ja gar keine Ausnahmeerscheinung sein. Nachdem der Bericht hier veröffentlich ist, von mir nochmal gelesen...da war es schwer. Und das WARUM war wie ein riesiges Fragezeichen neben mir gestanden. Doch nun geht es wieder. Habe mit den Mäusen Brotzeit gemacht und Regen-Verscheuch-Lieder gesungen. Die sind aber nicht zur Veröffentlichung geeignet...Nein, lieber nicht!
    Ich halte mich sehr gut an den Spuren im Sand fest. Da werde ich getragen...
    Elisabeth

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  4. Liebe Elisabeth
    Macht traurig - und auch ohnmächtig, Deine Zeilen.
    Ich wünsche Dir weiterhin viel Mut, viel Kraft. Du hast meinen vollen Respekt!
    Herzlichst mit lieben Grüessli
    Franziska Sternenzauber

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  5. Liebe Elisabeth,
    Du hast meinen vollen Respekt, meine Anerkennung.
    Ich verstehe, daß die gsamte Familie unter dieser Situation leidet, ohnmächtig ist. Aber solange Ch. nicht wirklich erkennt, wer es gut mit ihm meint. solange könnt ihr nichts tun.
    Deine Fürsorge und Liebe muß Robert, Susanne und Lisa gehören. Vor allen Dingen, dem sich immer Fragen stellenden Robert.
    Ganz liebe Grüße und einen festen Drücker
    Irmi

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  6. Liebe Elisabeth. Ja, du verdienst den allerhöchsten Repekt. Zum Wohle des Kindes ??? Diese Aussage ist wohl nur ein Blabla von manchen Ämtern. LG Inge

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  7. Oh wie bekannt mir das vorkommt.
    Mein Respekt gilt auch den Eltern die einzig und allein zum Wohl ihres Kindes entscheiden.

    Liebe Grüße

    Beatrice

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  8. Liebe Elisabeth (ist übrigens mein 2. Name)!
    Ich ziehe den Hut vor Dir!!!
    Ich kenne "solche Geschichten". Es gibt auch Mütter, die um ihre Kinder kämpfen mit dem Argument: "Ich brauche den Unterhalt, sonst muß ich aus dem Haus ausziehen."
    Bitte NICHT auf meinem Blog darauf eingehen, wenn dann nur über Mail! Hier herrscht nämlich gerade Krieg in der getrennten Familie meines Bruders. Also psssssssssst.
    Wir kämpfen gerade Seite an Seite, es ist ungeheuer schwer und macht so wütend.
    Nun denn, wir werden sehen.
    Ganz liebe Grüße an Deine ganze Familie, die Christiane

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