Wir haben das gestern Erlebte aufgeteilt. Es sind zwei ganz verschiedene Aufgaben, die wir nun haben!
Das Wichtigste ist Robert. Es war die erste richtig negative Erfahrung...von sicher noch mehr kommenden...für sich und sein Leben. Sein Anderssein wird immer auffälliger, je älter er wird. Die Gesellschaft "behindert" Menschen, die anders sind. Noch immer wollen viele, das nicht sehen, spüren mitbekommen.Es ist nicht perfekt für die heutige Zeit. Diese offene Abneigung ist uns heute lieber, als ein verstecktes, gemeines Angreifen von Robert. Jetzt wissen wir was los ist...Jetzt braucht er unsere Hilfe. Und alle die ihn mögen helfen mit. Er braucht Unterstützung und muss lernen, dass es Menschen gibt, die so sind...Er muss lernen, dass er da nicht weinen braucht....er muss lernen, dass es nicht seine Schuld ist....
Er hat unruhig geschlafen, war immer wieder wach. Wollte heute nicht zur Schule, weil der Schulbus muss doch auch bei der Anneliese vorbeifahren....
Michael hat folgendes zu Robert gesagt:" Robi, die Anneliese muss eine Hexe sein. Eine von den ganz Schlimmen! Sie hat ja bloß ihren Besen...keinen Freund, kein Kind...und nicht mal der Besen wird sie heiraten, der löst sich irgendwann auf, weil sie den immer so "rumhaut"!" Das hat Robert verstanden, er spielt ja viel und gerne "Hexengeschichten". Er musste sogar lächeln. In seinen Spielen stecken die braven Hexen die Bösen in einen duklen Wald ohne Ausgang. Die Anneliese ist nun also eine böse Hexe, und Kinder sollten ihr aus dem Weg gehen. Denn bei Großen traut sie sich nichts und bei Kinder wird sie mutig und will Angst machen...also, aus dem Weg gehen. Er macht sich jetzt Sorgen um den Luis, weil der wohnt ja da...
Die zweite Aufgabe: Luis und seine Familie.
Tja, von wegen, bei Großen traut sie sich nicht. Ich hab viel erwartet, doch nicht das was kam. Das Gespräch mit den alten Bauern hat nichts gebracht. Er hat das gestern nicht mitgekriegt...sagt er! Ja, die Annelies ist alt net einfach...sagt er. Michael hat ihn gebeten, unseren Robert nicht mehr zu rufen, nicht mehr mitzunehmen...ob er es verstanden hat, der Luis? Da fehlt es (ich muss es so schreiben): Es fehlt am Mann und Vater sein. Er behauptet sich nicht, und wie wir jetzt wissen wohl noch nie. Ehefrau und jetzt Tochter haben das Regiment!
Und jetzt kommt es: DIE Anneliese kam grad auf mich zu. Ich natürlich alleine im Garten. Aber sie war wieder sehr laut, und nun schütteln die restlichen Nachbarn den Kopf!
Sie verbietet den Robert den Hof zu betreten. So einen braucht sie nicht hier! Der Alte (=ihr Vater) hat da nichts zum sagn!
Sie schrie ganz laut: "Es ist ihr egal, ob sie Behindertenfeindlich ist. Dann ist sie es halt. Und Kinderfeindlich ist sie auch...!"
So hat sie rumgeschrien. Ich bin wortlos gegangen...Denn wenn ich den Mund aufgemacht hätte...Nein, dann wäre ich nämlich wahrscheinlich jetzt verhaftet.
Mein Herz klopft, ich hab das Gefühl ich fall um und bin dann mausetot! Doch das geht nicht. Ich muss überlegen, überlegen....was tut man da jetzt? Robert hat schon eine Tafel Schokolade von der anderen Nachbarin bekommen. Die soll ich ihm nach der Schule geben, weil er ist ein armer Kerl...und jetzt hat er die Anneliese als Feindin...Wie im Bauerntheater, doch leider ist es zu Ernst. Es ist ja unser Leben unser Robert.
Und trotzdem, lieber so und offen, als dass ihn jemand mit einer Wurst vergiftet!
Danke, für Eure Kommentare. Einige hatten Recht, es liegt viel am Luis. Er müsste nun was tun. Das ist aber scheinbar unmöglich.
Der große Bruder ist gekommen. Er wird heute den Robert-Traktor samt Walze nehmen und mit dem Robert die Strasse entlang fahren. Robert darf keine Angst entwickeln. Nur gesundes "Aufpassen".
Elisabeth