Montag, 19. Juli 2010

Die Aufarbeitung eines anstrengenden Wochenendes


Gestern spät am Abend habe ich den Computer angeschalten, um abzuschalten!
Danke Verena, für Deine liebe Mail...und die Ameise! Gleich heute Morgen hat Robert gefragt, ob ich schon weiss wo sie jetzt rumläuft. Die Ameise wird ihm immer wichtiger! Am Nachmittag werde ich dem Robert zeigen wo Schongau ist. Hat sie einen Plan, oder irrt sie einfach so durchs Land, die Ameise? Auf http://gerlindes-blog.blogspot.com/ hat Verena so schöne Sonntagserinnerungen. Diesmal mit Meerschweinchen. Und vor denen habe ich Angst. Ich wurde in die Hand gebissen und es hat sich sehr entzündet. Ich hatte wochenlang zu tun. Meerschweinchen haben scharfe Zähne. Ich trau mich unser Fritzchen nicht streicheln! Aber fotographieren schon: das Bild ist für Verena!

Ja, und meine Wochenenderinnerungen sind so auf und ab....
Eigentlich wäre Robert in der Kurzzeitpflege gewesen, und Susanne beim Geschwisterwochenende. Doch dann hatten die Schulen genau am 17.7 die Schulfeste mit Schulpflicht angeordnet.
Susanne war ganz unglücklich. Sie liebt doch die GeKi-Wochenenden. Ihr Schulfest begann um 9 Uhr, und sie durfte später zum Wochenende nachkommen. Das Schulfest war nur anstrengend. Es herrschte Chaos, der ganze Ort feierte ein Jubiläum. Alles was es gibt hatte Darbietungen. Es gab ein riesiges Festzelt. Es war zu viel geboten,so dass z.B. bei der Aufführung von Susannes Klasse ganze 5 Erwachsene zuschauten...! Es rannten hunderte von Kindern durch die Schule, Kindergärten etc...und es war schwül-heiss.
Der Papa blieb mit Susanne bis zum Ende, und ich fuhr nach einer Stunde weiter zu Roberts Schulfest. Auch ein Jubläum. Viele Ansprachen vom Landrat, Bürgermeister, Rektor, einem Prof. der sich sein langes Leben lang für Behinderte einsetzte....! Auf der Fahrt dort hin hatte ich Magenweh, weil ich dachte, was kommt auf die Kinder und uns zu? Die Strecke ist so weit, und ich fühlte wie Robert Tag für Tag in einem lauten Bus fahren, fahren, fahren muss.
Und dann...!! Es waren wunderschöne Stunden dort. Die Ansprachen sind sehr interessant, und nicht zu lang, gewesen. (Bis auf den Herrn Prof...aber er redet gut!). Alle Kinder hatten eine kleine Aufführung. Vom Integrationskindergarten bis zur Berufsschule. Es waren über 100 behinderte Kinder. Eine Darbietung war schöner als die Andere. Manches war sehr lustig, manches war rührend, manches war voller überraschendem Können. Roberts Klasse hatte eine bayerische Trachtenmodeschau und einen Tanz einstudiert. Sie haben ihre Kooperationsklasse dazu eingeladen. Die Kinder dieser Klasse haben mit geübt, und hätten auf der Bühne sein sollen...es kamen ganze 4 Kinder dazu aus der "normalen" Schule. Aber das ist ein Thema für sich. Es zeigt halt, wie die reale Wirklichkeit mit der Integration ist.
Doch, und diese Meinung hatten viele Erwachsenen:
Wir haben die "Anderen" nicht vermisst. Wir sind für Stunden in der Welt unserer behinderten Kinder aufgenommen worden. Die Kinder, die Begleitpersonen, die Lehrer....sie haben uns so sehr gezeigt, wie fröhlich und glücklich es sein kann in dieser "besonderen Einrichtung" . Sie haben das Beste gegeben.Alle! Danach wurde noch Brotzeit gemacht, es gab Kuchen und Kaffee, es gab Spielstationen für Kinder. Die behinderten Kinder sind mit den Geschwisterkindern rumgesaust. Unsere anderen Kinder waren stolz auf das Dargebotene, auf die Schule, auf den Garten...sie haben uns dran teilnehmen lassen. Ganz normal einfach so. Sie haben mit uns gefeiert.
Der Robert-Papa, Susanne,Christian, Lisa und Simon kamen zum Robert-Fest nach. Und Susanne sagte später:"Das war ein schönes Sommerfest. Bei uns war es gar nicht schön. Hier waren alle lustig und lieb. Bei uns haben viele rumgezickt und nur geschaut was die anderen Kinder anhaben. Hier waren alle Eltern von den Kinder. Bei uns mussten viele Kinder allein zum Sommerfest!"
...ich habe sie am Abend noch zum Geki-Wochenende gebracht. Da war ihre Welt wieder in Ordnung. Sie kam am Sonntag-Abend glücklich und "Badewannenüberreif" wieder nach Hause!
Dieses Wochenende hat Christian auch hier verbracht. Und da war dem Michael und irgendwann uns Allen das Herz schwer. Er fällt immer mehr raus aus der Familie. Er selber will momentan gar nicht dazugehören. Keines der beiden Schulfeste hat ihn interessiert. Sein Ziel sind die Ferien, die er gleich die ersten beiden Wochen bei seiner Mutter verbringt. Robert hat ihn oft zum spielen aufgefordert. Keine Lust, mag nicht, was ich soll den Tisch mit abräumen? Die Gespräche waren furchtbar. Es gibt keine Themen die ihn interessieren. Ja, ausser die Ferien bei der Mutter.
Es geht einfach nicht, dass ein Kind in einer Einrichtung lebt, und dann alle paar Wochen die Wochenenden beim Papa verbringt. In der Pupertät wird es noch schwieriger. Christian spürt das Fremde genauso und gehört nicht mehr hier dazu. Ja, als lieber Gast. Aber er war nicht "lieb". Er war genau das Gegenteil. Und Robert leidet da von uns Allen am meisten. Wie soll das bloss weitergehen? Robert hat beim Abschied geweint, nachts dann nochmal. Warum ist Christian hier weggezogen? Er soll wieder hier wohnen, bitte Papa! Susanne nimmt Abstand und schützt sich so vor Verletzungen. Der Vater kennt sich nicht mehr aus. Die Stiefmutter sitzt nachts vorm Computer und hat den Kopf so voll vom Wochenende......
Wie war das? Beide Kinder untergebracht. Elternpause für 48 Stunden. Es hat nicht sein sollen. Aber muss es dann gleich so die Gefühlswelt auf den Kopf stellen?
Elisabeth

4 Kommentare:

  1. Liebe Elisabeth,

    erstens kommt es immer anders und zweitens, als man denkt!!!

    Ich weiß, du wirst die Freude vom Schulfest noch in dir tragen, sie wird überwiegen dann...
    Für den Christian ist das auch schwer. Als Kind schon zu wissen, ich weiß gar nicht recht, wohin ich gehöre, das muss man erst einmal verstehen, warum das überhaupt so ist. Klar, dann stellt er sich quer, nörgelt, lässt die Außenseiterrolle raus, in der er unbewusst sitzt. Sehr schwer auch für euch. Da heißt es Geduld haben, Verständnis zeigen. Denn ihr wisst am Besten, dass man mit Liebe mehr erreicht als mit jedem Wort dagegen....

    Und - vielleicht kommt ja wirklich einmal alles anders, als man denkt...

    herzlichst, Rachel

    P.S. zeig deinem Robert, die Rachel wohnt in der Mitte so ungefähr zwischen Dresden und Leipzig, da hat er einen besseren Anhaltspunkt, als ganz Sachsen, lach...

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  2. Liebe Elisabeth,

    vor vielen Jahren ließ ich auch mal ein Meerschweinchen aus Angst fallen. - Das ist
    normal.

    Zu deiner Familie:
    Ich kenne Robert, Susanne,Lisa, einen Sohn,
    der Koch ist. Jetzt fehlt mir noch dein 5. Kind.
    Ist Christian ein Sohn von Michael?
    Von wem ist dein Enkel Simon?

    Einen guten Abend wünschen
    Angela und Elisabeth

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  3. Liebe Elisabeth,
    gebannt habe ich gelesen. Ich war traurig und konnte dann aber auch wieder lachen. Die Kinder
    waren so, wie sie sind.Sie haben sich wohlgefühlt mit "Ihren" Leuten und Ihr, die Eltern wußtet, daß sie glücklich sind.
    Ob nun die "Anderen" da waren oder nicht - was soll das? Du bist wieder um einen Erfahrung reicher.
    Mit Christian ist schlimm - aber ich denke, da müßt ihr durch. Leid tut es mir nur um Robert - der das nicht verstehen kann. Wie sollte er auch. Er bringt seinem Bruder alle Liebe entgegen und merkt, daß sie nicht erwidert wird. Zumindest im Moment nicht.
    Liebe Grüße
    Irmi

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  4. Du allerliebste Elisabeth!!!

    Es war wie eine feste, sichere Umarmung, als ich meinen Laptop aufdrehte und dich bei mir lesen durfte :-))

    Deinen Post zu lesen, gibt mir meinen Boden unter den Füßen wieder...ich hatte einen sehr verwirrenden Urlaub...meine Eltern....

    ich weiß noch nicht, wie....

    Ich ziehe ganz viel aus Deiner Kraft und Großherzigkeit....aus Deiner Sicht der Dinge.

    Glücklich, überglücklich wieder daheim zu sein
    Barbara

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