Gestern war der 9.9.
Vor 14 1/2 Jahren kam Robert zur Welt.
15 Monate später sah er so aus, der Robert.
Nein, er wurde uns nicht von der Post zugestellt. Aber wenn doch:
Wir hätten ihn angenommen und behalten!
Hier sind gestern Entscheidungen getroffen worden.
Der Bub muss Schule wechseln.
Andere Zuständigkeiten, wir wohnen nicht mehr in Oberbayern. Der Schulweg in die Schule der letzten beiden Jahr wäre zu weit um ihn Tag für Tag zu fahren. Ein Gastschulantrag wurde vorgeschlagen. Aber ....
Es gab Probleme in der Tagesstätte. Ernste Probleme für die Robi gar nichts kann. Auch nichts dazu beigetragen hat. Wir Eltern merkten in den Ferien wie sehr die Vorkommnisse uns doch erschüttert haben, das Vertrauen mal wieder erschüttert haben.
Wir waren im Mai soweit unseren Buben aus der Tagesstätte zu nehmen. Dann wurde dort reagiert, es gab Änderungen. Ab September wäre er in einer neuen Gruppe, neues Haus,neuer Ort, neue Betreuer. Also eine grosse Umstellung.
Dann kam der Umzug, es sind andere Ämter zuständig.
Die "alte" Schule war gut, die Lehrer waren "spitze". Und doch .... wenn man das Zeugnis liest und mit den Zeugnissen der Jahre vorher vergleicht ... ist wenig passiert. Das liegt nun aber nicht nur am Kind. Ein bisschen mehr Buchstabenverständnis, ein bisschen mehr Durchblick bei den Zahlen ... mehr nicht.
Sozial hat er gelernt mit sich selber besser umzugehen. Findet den Weg zu sagen "ich mag Pause, kann nicht mehr!". Er fängt nicht mehr zu toben, stören etc. an .....
Und dann hab ich mit einer Lehrkraft von der vorletzten Schule gesprochen. Diese Lehrkraft sagte schon vor 2 Jahren es müsste mehr gemacht werden. Die Computer müssen bei Autisten ins Schulleben Einzug finden. Es ist aber nichts passiert. Dort damals nicht, die letzten beiden Jahre auch nicht. Nicht vorgesehen .... nicht zu finanzieren (bekamen wir auch öfter zu hören!)
Es gibt noch ein paar kleinere Gründe warum wir den Gastschulantrag nicht gestellt haben.
Nun war gestern der grosse Tag.
Termin in der neuen Schule. Ein tobendes Kind "Mit mir nicht, und wenn ich mit dem Radl fahren muss ich bleibe bei meinen Freunden!"
Die Autofahrt war anstrengend. Seine Argumente sind gut! ....Auf den ersten Blick.
Auf Nachfrage kommt ..... nichts.
Typisch Robert, typisch für seine Form des Autismus.
Beispiele?
"Du, es sind Schulkameraden. Freunde trifft man auch in der Freizeit.!"
"Wieso soll ich den XY denn am Wochenende treffen, weisst Du wie schlimm der manchmal ist?!"
"Du wolltest nicht auf das Geburtstagsfest von XXX, nun sagts Du es ist Dein Freund!"
"Wie soll ich ihn den aushalten, er hat mich in der Schule immer beschimpft. Das ist nur ein Freund wenn wir Sport haben, der rennt sehr schnell!"
"Ich bin die Räume gewöhnt!" ..... Ja, stimmt. Ein Argument das sitzt!
"Ich liebe meine Lehrerinnen!"
"Du bekommst auch in der Schule in A. neue Lehrer. Ein Wechsel steht bevor."
"Kann ich dann mal einen Lehrer bekommen? Ich mag auch mal lieber einen Lehrer!"
"Weiss ich nicht, aber DAS kannst Du dann gleich in der neuen Schule fragen!"
"JuHuuuuu, das mach ich!"
Ich liebe aber den Friedhof dort. Als die Schwester M. gestorben ist hab ich sogar für sie gesungen, alle haben geweint.
"Ich weiss, Robert. Ich weiss auch wie gern Du die Klosterschwestern hast. Aber sie sind keine Lehrer mehr. Sie laufen in der Tagesstätte rum, haben ihre Aufgaben. Wir können doch dort hinfahren, Du kannst die Schwestern ab und zu besuchen.!"
"Oh ja, vielleicht darf ich dann wieder in die Kirche wo nur die Schwestern beten, da ist doch der Heilige, den ich so sehr gern anschauen mag. Der ist so hübsch goldig verziert!"
So war das dann als er endlich aufhört zu toben.
Dann kamen wir in einen Stau, die Zeit lief .... "Robert, wähl die Nummer der neuen Schule und sag bitte Bescheid!"
Mama sagt die Zahlen an.
Kind am Handy:
"Guten Tag, ich bin der Robert J. Wir haben einen Termin. Leider ist die Mama in einen Stau gefahren. Leider hat sie nun auch noch Probleme mit dem Navi, sie schimpft schon. Sollen wir den Termin verschieben, oder sind Sie froh, dass sie Bescheid wissen?!"
Dann lacht und lacht der Bub ..... "Gut, wir kommen gleich, die Mama hat wieder einen anderen Weg gefunden. Auf Wiedersehen ... !"
"Mama, ich muss so lachen. Die Frau hat gesagt, dass ich komm wenn wir da sind .... und dass sie ja da ist!"
Kind lacht und lacht .....
Ankunft in der Schule.
Kind kreischt, will da nicht reingehen. Dann steht da ein Hund vor der Tür. Besuchstag eines Therapiehundes. Mit dem Hund läuft Robert ins Haus ....
Vor der Schule ist ein Brunnen. Der ist offensichtlich kaputt.
Robert, nach dem Rundgang mit einem LEHRER, zu diesem. "Ich bin bald ein Schüler hier .... aber dann hat der Hausmeister was zu tun. Dem werd ich sagen, dass er den Brunnen reparieren muss! ... Kannst Du mein Lehrer sein, wenn ich hier ein Schüler bin?"
Versteht Ihr?
Wir auch nicht .....
Die Schwester sagt etwas ganz normales: "Es ist doch eigentlich egal wo Robert zur Schule geht. Der findet immer ganz schnell was interessantes. Ein Brunnen vor der Tür, und schon will er dort zur Schule ... der spinnt doch!"
Es ist natürlich nicht egal. Es ist wieder eine Entwurzelung.
Es ist wieder neu, fremd.
Aber es ist zu schaffen, ab nächste Woche geht Robert in die neue Schule.
Wir werden ihm helfen, das Neue gut zu verarbeiten.