Donnerstag, 14. November 2013

Roberts Martins -Gedenk-Laternen


brennen jedes Jahr im November nicht nur an St.Martin.
Heute ist der Tag an dem vor 7 Jahren Michaels Mama gestorben ist.
Am 14.November 2006

40 Jahre vorher ....

Am 14.November 1966 ist meine Oma gestorben.

In diesem November damals 1966 war Michaels Mama mit ihrem Jüngsten schwanger. Das Kind wurde wieder ein Junge ... der Michael ... kam Weihnachten 1966 zur Welt, als vierter Sohn.
Meine Schwiegermama wollte gerne eine Tochter ... das wohl jeder verstehen kann.
Mein Glück, dass ER keine Mädel geworden ist.
Weil ... ER ist mir als mein Mann schon lieber ....

Über 500 km weit weg von Michaels Geburtsort in Niederösterreich haben wir damals 1966  bei uns zuHause in der Oberpfalz das erste Weihnachtsfest ohne die geliebte Oma gefeiert.
Ich kann mich an viel erinnern. Ich weiss noch gut, wie sehr ich meine Oma vermisst habe. Ich sass an diesem Abend auf ihrem Bett und der Opa hat erzählt ... von früher.

Meine Oma hatte 8 Kinder. Nur vier, ein Bub (mein Papa) und drei Töchter haben die Kindheit überlebt ... damals ....
Die Schwester meiner Oma ist mit noch nicht einmal 30 Jahren bei der Geburt ihres 4.Kindes gestorben.
Nach drei Buben bekam sie ein Mädchen ... das nur wenige Stunden gelebt hat. Mama und Tochter sind in München begraben.
Meine Oma fuhr, fragt mich nicht wie! es muss schrecklich gewesen sein in dieser Zeit zwischen zwei Kriegen ... also sie fuhr mit dem Zug von dem kleinen Dorf in der Oberpfalz in die grosse Stadt München. Noch nie vorher war sie dort ....
Drei Tage später fuhr sie zurück in ihr kleines Dorf ... mit den drei Söhnen der Schwester. Der Vater der Kinder war "Säufer" .. so hart sagte man das damals ... er hat seine Kinder mitgegeben, weil er "nichts mit denen anfangen konnte" ... er sah sie nie mehr wieder .... ob es schlimmer war, dass die Buben ihn auch nie mehr sahen .... wage ich nicht zu beurteilen.

Die Oma kam also zurück ins Dorf und hatte drei Kinder mehr ...
Eine ihrer Töchter lebt noch. Meine Patentante! Was sagte sie mir gestern?
"Mir hobn uns so gfreit. Mir san rumgehupft, und waren so glücklich, dass die Mama die Buam mitbracht hoad!"
Der mittlere Bub war schwerbehindert. Musste rund um die Uhr bemuttert werden ....
Dann kam der Krieg ....
Das Kind wurde abgeholt  ... nie mehr fand sich eine Spur von ihm ....

Warum ich das so offen schreibe?
Weil es mir so im Herzen ist ... meine Oma war die liebste Oma der Welt für mich. Ich kann mich noch an ihr Lachen, ans Schimpfen .. an Gesten an Worte erinnern ....
Ich war erst 8 Jahre als sie starb ... nichts habe ich in der langen Zeit vergessen ....

Später als ich alt und älter wurde habe ich mich so oft gefragt.
"Wie hat sie das geschafft?"  Immer lieb und herzig. Immer gradraus ... gütig ,,, nie ungerecht.
Ich war mit ihr ganz ganz oft in der kleinen Kirche im Dorf. Gestern erzählte meine Tante, dass ich oftmals stundenlang neben ihr sass und mitgebetet habe ... bei Kälte fest eingepackt .. im Sommer barfuss mit schwarzen Füssen ... Ich wollte da mitgehen! Egal wie lang es dauerte ....

Meine Oma MUSS die Kraft fürs Leben dort gefunden  haben ... Gott sei Dank!
Sie ist friedlich eingeschlafen, damals am 14. November 1966 ... nur die Elisabeth hat sie nicht in Ruhe gelassen! Auf die Oma eingeredet, versucht die Augen wieder aufzumachen ...
Auch das weiss ich noch. Als drei Tage später die Beerdigung war habe ich kurz bevor der Sarg zugemacht wurde, versucht nocheinmal Leben in sie einzuhauchen ... ich habe sie gebusselt, geschüttelt ...
 Der Opa nahm mich dann an die Hand und sagte: "Lass die Oma schlafen, der Schlaf tut ihr jetzt gut!"

Nur einmal bin ich sehr erschrocken! Als später dann der Grabstein stand ... und dort MEIN Name zu lesen war ... ELISABETH S.  .... das geht mir noch heute so. Ja, ich bin nun schon gross und stolz so zu heissen wie die Oma. Deshalb heisse ich ja jetzt Elisabeth J.-S. ... das "S" bleibt für immer ...  Doch das "J" wurde noch wichtiger ... deshalb steht es an erster Stelle!

Dass meine von mir sehr lieb gehabte Schwiegermama, Michaels Mama auch an einem 14.November starb ...
tut gut!
Die beiden Omas/Mamas haben sich gefunden ... dort wo sie nun sind ...

Robert heute morgen:
"Lass den Chip auch an die Kerze, weil er kennt ja die Oma nicht, aber dann merkt er wenigstens wie lieb meine Oma war und dass sie immer am liebsten MEINE Chips aufgegessen hat!"

(Erklärung: Die Oma konnte nicht mehr alleine essen die letzen Wochen. Robert hat sie gerne gefüttert. Und einmal hat er ihr Kartoffel-Chips in den Mund gestopft. Das muss ich echt so schreiben. Oh, wie waren wir froh, dass die Oma nicht dran erstickt ist ... damals. An diesem Tag sah Robert seine Oma das letzte Mal. Sie hat gelacht, sie fand die Chips gut . .... Robert sein Kater hiess schon "Chip" bevor er zu uns kam. Robert nennt ihn meist "Chippie" und seit heute Morgen ist da nun eine Verbindung zur seiner Oma ....



Danke Euch fürs  Zuhören ...

15 Kommentare:

  1. Eine sehr berührende Geschichte hast du, liebe Elisabeth. Es fühlt sich an, als hättest du die Kraft für´s Leben von deiner Oma bekommen.
    Liebe Grüße, Roswitha

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  2. Roswitha schreibt es: Auch ich seh Dich vor mir, als Enkelin ... die viel mitgenommen hat von der Oma aus dieser besonderen Zeit .. damals.
    Ich lese oft bei Dir, ich möchte Dir sagen, dass ich mich oft frage, ob Du "ausserhalb des Blogs" so ganz lebensecht auch diese Liebe zum Humor, zum spüren und ahnen dass jedes Traurige auch Lachen und Glück hat .... ob Du es lebst.
    Die kleine Elisabeth ging Dir nie verloren ... das bewahre Dir! Das liest man auch hier immerwieder.
    liebste Grüsse
    nun schau ich mal ob es auch klappt mit dem kommentieren, das tu ich selten.
    Magdalena, die mit Zweitnamen Elisabeth heisst

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  3. Das hast du so schön geschrieben liebe Elisabeth echt zu Herzen gehend.Ich hatte auch eine sooooo liebe Oma,vermisse sie noch heute.Einen lieben Gruß an euch sendet Ilse.

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  4. Gerührt...danke, liebe Elisabeth! (hab meinen Vornamen auch von meiner Oma, das muss ich nach all diesen wunderbaren Gemeinsamkeiten einfach schreiben)
    Einen schönen Tag euch allen
    Elisabeth

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  5. Liebe Umarmung und danke für dein Vertrauen uns das hier zu erzählen!
    Lieben Gruss Elke

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  6. Danke für Deine offenen Worte, Elisabeth.

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  7. oh, danke dir fürs erzählen. Da sind so viele liebevolle Erinnerungen da - behalt sie dir im Herzen.

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  8. Liebe Elisabeth,
    eine anrührende und teilweise auch traurige Geschichte. Schön, dass du sie uns erzählst. Gerade die Erinnerung an liebe Menschen soll man nicht unterdrücken.
    Einen schönen Abend wünscht dir
    Irmi

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  9. Wir sind, wie so oft wenn wir dich und hier lesen, sehr berührt.

    Ganz viele warme, herzliche Lichtbuntruhegrüße
    die sterne

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  10. Ach, wie berühren mich Deine Worte heute sehr.
    Danke, liebe Elisabeth, dass ich sie lesen durfte,
    Gerade heute bin ich dankbar, dass ich in Bloggerland so wunderbare Menschen mit Herz und Kopf gefunden habe.

    Herzlichste Grüße an Dich
    (und an den Robert, die Susanne und an den Michael)
    sendet
    Oona

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  11. Danke Dir für's Schreiben! Nun muss ich aufstehen und kochen gehen... mit einem Kloss im Hals, weil deine Geschichte mir Tränen in die Augen getrieben haben.... Sie ist so traurig-schön... Es ist mir warm ums Herz, aber auch bange... Was ist mit dem mittleren Jungen wohl passiert?!? Ich mag es mir nicht ausdenken, und doch verfolgt mich gerade auch diese Frage...

    Danke dir für dein Erinnern!
    Herzlich,
    iren

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  12. Ich kenne Dich ja nun zum Glück persönlich und ich muß Dir (nach der Beschreibung Deiner Oma sagen) sie hat Dir viel mitgegeben bzw. lebt in Dir weiter. Sonst könntest Du Euer Leben gar nicht so meistern, wie Du es tust !
    Du bzw. Ihr seid wunderbare Menschen !!!!!

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  13. Liebe Elisabeth, ich habe gerade Deine Geschichte gelesen, Du hast genau die richtigen Worte gefunden, das Jahr 2006 ist für mich sehr traurig gewesen, für mich ist es immer noch alles so als wär es gestern gewesen.
    Meine Mutter und ich haben den gleichen Namen, ich kann Dein Gefühl gut verstehen. Den eigenen Namen auf dem Grabstein zu lesen, ist für mich sehr schwer so schwer wie der Stein.
    Ich habe einen kleinen "Ersatzstein" immer bei mir, darauf steht MEIN Name und MEIN Geburtsdatum, damit ich es besser verstehen kann.
    Was mit dem "mittleren Kind" geschehen ist, ja DAS kann man sich gar nicht vorstellen, aber wir dürfen DAS nie vergessen!
    Die Bücher von Sabine Bode über die Kriegskinder haben mir sehr geholfen.
    Vielen Dank für Deine Worte zum Martinstag.

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