Montag, 24. Mai 2010

Sie hat genügend Egoismus

Robert ist wieder DA! (Er ist Fledermaus-Fan. Ein Traumschlafanzug, den ich da entdeckt habe, oder?)

Kennt Ihr die Geschichte der Spezialmutter? Ich kann sie Euch nicht ganz wiedergeben, doch ich weiss, dass einige Blogs die ganze Geschichte erzählen.
Ich habe mir vor einem Jahr einen Teil auf ein Kalenderblatt geschrieben.
Es geht um ein Gespräch zwischen dem Lieben Gott und einem Engel. Es werden den Mamas ihre Kinder "zugeteilt"
Hier der Teil:
Engel: Warum bekommt gerade diese Mama dieses Kind?
ER: SIE HAT GENÜGEND EGOISMUS
Wenn sie sich nicht gelegentlich von dem Kind trennen kann, wird sie das Alles nicht überstehen. Diese Frau ist es, die ich mit einem nicht ganz vollkommenen Kind beschenken werde. Sie weiss es zwar noch nicht, aber sie ist zu beneiden...

Ja, also auch ich habe mich wieder fast 3 Tage von Robert getrennt. Wir haben für ihn eine Kurzzeitpflegeeinrichtung. Seid einem Jahr ist er dort ca. alle 4 Wochen am Wochenende. Fast drei Tage, zwei Übernachtungen.
Die ersten Male hat er beim Hinfahren geweint, getobt, gebrüllt, still vor sich hingejammert (das Allerschlimmste für mich), einmal ist er beim Tanken aus dem Auto gesprungen, einmal habe ich ihn laut schreiend dort reingetragen...
Einmal hat er gerufen:" Hilfe, meine Mama bringt mich in ein Kinderheim!"
Einmal hat er zornig bebrüllt:"Du bist eine Rabenmama, eine Hexe, ich komme niiiieeeee mehr zu Dir! (Wenn ich jetzt ein Tagebuch schreiben würde, wäre das Papier nass. Ich muss grad ganz fest weinen!)
Es waren Viele dafür, dass wir es weitermachen. Es sollte mich entlasten, es sollte unserer Familie Pausen bringen, zum erholen. Es sollte sein, damit Susanne durchatmen kann und, und, und....
Weihnachten rum bin ich fast durchgedreht, da ist dann der Papa mit ihm dort hingefahren. Beim Abholen wurde speziell ich nicht mehr angeschaut, nicht mehr mit mir gesprochen.
Ein super Betreuer dort, ein toller Spieltherapeut in der Tagesstätte, eine für uns wichtige Ärztin im SPZ haben sich dann für mich Zeit genommen. Ende von den vielen Stunden Gesprächen:"Ich muss lernen, LOSZULASSEN! WARUM??!
Ein unglaublich liebevoller, geduldiger, voll durchblickender Ehemann hat mit mir an diesen Wochenende Sachen gemacht....Kino, Rockabilly-Konzerte, Pizzaessen, Susanne bei der großen Schwester unterbringen ....
Um Euch nicht zu erschrecken. Robert ist beim letzten Mal singend im Auto gesessen:"Mama, wann sind wir bei meinen Freunden?"
Und diesen Freitag kam er von der Schule heim. Saust ins Wohnzimmer, packt seine Fledermaus in die Tasche:"Fahren wir jetzt endlich!"
Ich bin Samstag mitten in der Nacht aufgewacht, habe ihn so vermisst, dass ich dann in seinem Bett weitergeschlafen habe. Ich glaub, ich brauch einen Psychologen.... Robert ist nun wieder da, erzählt, plappert, und sagt ganz gemein, damit ich ja nieee aus meinem Dilemma komme:"Ich glaub, ich zieh mal ganz nach G....! Du hast mich da hingewöhnt und wenn ich dann alle vermisse, dann bist Du schuld. Aber Du kannst ja mitziehen, Mama!" Und dann hat mir dieser Lausebengel ein ganz festes Busserl geschenkt und seinen Kopf an mich gedrückt. Manchmal dreh ich fast durch wegen alledem...
Wir hätten Susannes Geburtstag nie so feiern können. Robert hätte all den Trubel nicht ausgehalten.
Danke liebes Haus M., Danke lieber Herr W., Danke lieber Herr Z.
Ihr hattet Recht, und der Liebe Gott wohl auch.
Elisabeth, die Egoismus nicht kapiert

Nachtrag 10 Minuten später; Habt Ihr Robert auch vermisst? Ist es aufgefallen, dass er auf keinem Foto dabei war? Verena ich hab mich gefreut, dass Du gefragt hast, was los ist. Gruß an Gerlinde, ich weiss, dass noch immer viele Euer Blog vermissen...

14 Kommentare:

  1. Nun sitze ich hier und weiß nicht, was ich sagen soll. Man bekommt Tränen in die Augen und weiß noch nicht so recht, ob es wegen der Freude über ein gutes Gelingen oder die Davorgeschichte ist. Das muß ich noch ein bißchen verarbeiten....Ganz liebe Grüße von Inge

    AntwortenLöschen
  2. Einen lieben Gruß!
    Ja, ich habe Robert richtig in deinem Blog vermisst! (Mich faszinieren Fledermäuse übrigens auch!)
    Alles Gute von
    Verena und Gerlinde (die ihr "www.gerlinde blogs de" - wie sie immer sagt - auch nicht vergessen kann)

    AntwortenLöschen
  3. Guten Morgen Verena
    jetzt mögt ihr beide auch noch gemeinsam Fledermäuse! Kühe könnt ihr zwei ja auch gut leiden. Ich bin ja gespannt, was für Gemeinsamkeiten sich zwischen Robert und Dir noch finden!
    Viele Grüße aus ...
    der Himmel hier wird plötzlich ganz dunkel...
    Elisabeth

    AntwortenLöschen
  4. Guten Morgen, liebe Elisabeth!!

    Schön ist das, Dich gleich früh Morgens zu lesen :-))

    Ach, ich weiss nicht, ob ich diese Stärke hätte, wenn ich mir die Davorgeschichte durchlese seufz

    ...aber das dieser Weg der richtige war, zeigt Dir Dein Robert!
    Er war auch für Susanne wichtig, und für Euch als Paar.

    Deine Art, mit eurer Situation umzugehen beeindruckt mich immer wieder, Du hast große Stärke und Ktaft und Liebe in Dir...ein Lächeln :-)

    Schön mit Dir!!

    Liebe Verena!!

    Allerliebste Grüße an Gerlinde!!!
    Gehts ihr gut?

    Liebe Grüße
    Barbara

    AntwortenLöschen
  5. Liebe Barbara,
    liebe Grüße von Gerlinde an dich. Ja, es geht ihr sehr gut. Und wenn Gerlinde und Elisabeth so weiter machen, dann werde ich eines Tages doch umfallen und wieder schreiben.
    Alles Gute, Verena.

    AntwortenLöschen
  6. Ich denke, loslassen kann ich dann, wenn ich anfange nachzudenken, um mir bewusst zu machen, was halte ich fest in meinen Händen umklammert? Was halte ich in Gedanken und vor allem, was halte ich in meinen Gefühlen fest?

    Der Schmerz, der dabei hochkommt, den darf ich anschauen und aushalten und mir die Frage stellen, was verliere ich, wenn ich das, was ich festhalte, freigebe?
    Könnte es vielleicht sogar ein Segen sein oder gar ein langersehnter Wunsch sein, der dann in meine Hände gelegt werden könnte, wenn ich sie wieder frei hätte?

    Loslassen birgt die Freiheit, etwas zu bekommen, das für mich das allerbeste ist und für meine Lieben, die mich umgeben.

    Liebe Elisabeth,

    ich habe Tränen in den Augen gehabt, als ich dein Posting las...gespürt, in was für eine Ambilavenz du dich dabei befindest.

    Du bist sehr mutig und eine starke Frau.

    Herzlichst
    artista

    AntwortenLöschen
  7. Nun, liebe Verena!!

    Da möcht ich mich an Gerlinde und Elisabeth anschliessen!!!
    Es war schön bei euch und ich denk oft an euren Blogg und wie es Deiner Tochter wohl ergeht...Du wirst sicherlich gute Gründe haben, nicht mehr schreiben zu wollen...ich respektiere das natürlich...aber ich freu mich schon, wenn ich etwas von euch beiden höre :-))

    Fein, Dich hier erreichen zu können :-))
    Danke, Elisabeth! ;-)

    Umarmung
    Barbara

    AntwortenLöschen
  8. Man kann es vielleicht Egoismus nennen, ich sehe das anders.

    Es ist wichtig, sich hin und wieder eine Nische zu schaffen, in der man Zeit für sich selbst hat, sich erholen kann und neue Kraft schöpft. Ich finde es gut, dass Du diese Möglichkeit nutzt. Robert ist dort gut versorgt, auch wenn er versucht, Dich unter Druck zu setzen und Dir die Worte weh tun.

    Eine glückliche, erholte Mutter ist besser als eine, die am Ende ihrer Kräfte durch das Leben wankt. Davon hat Eure ganze Familie was.

    Ja, ich habe Robert auch auf den Bildern vermisst, aber ich hätte nicht gefragt.

    Liebe Grüsse schicke ich Dir Spezialmutter ;)

    AntwortenLöschen
  9. Ja mir ist aufgefallen, dass Robert nicht auf den Bildern war, hätte aber nicht nachgefragt, dachte auch, dass es vielleicht einfach mal grade um Susanne gehen soll/darf :) Und ich freu mich dass es ihm dort gefällt - das mit dem Loslassen können - weißt du Egoismus ist nicht immer negativ, es gibt auch den gesunden Egoismus, das auf sich selbst achten, eigene Grenzen auch wahren und sich eben auch mal eine Auszeit zu nehmen - um dann wieder glücklich und erholt auf das wieder zusammentreffen zu warten - voller Vorfreude auf das Miteinander wieder.

    Diese Auszeiten sind wichtig und tun im Endeffekt auch dann auch Robert gut :)

    AntwortenLöschen
  10. Ja liebe Elisabeth, ich bin dann wohl die Ausnahme, denn ich mußte gar nicht weinen, als ich diesen Post las. Warum ich nicht weinen mußte ist mir auch klar, denn ich weiß, wie wichtig diese Nischen sind. Klar, Euer Robert ist ein besonderes Kind, und ich finde, daß er auch ein Bischen weise ist. Das merkt er an seiner Art die Dinge zu sehen. Deshalb denke ich, daß er mit dieser Situation auch nicht überfordert ist. Klar dauert es eine Weile, bis er sie richtig einschätzen kann, aber ich meine, daß er verstanden hat.
    So, und nun zum Rest der Familie: Ihr habt nicht nur ein Kind, sondern sechs, außerdem seid Ihr auch als Paar füreinender verantwortlich und auch jeder sich selbst gegenüber. Ist doch eine ganze Menge. Oder? Zu dieser Eigenverantwortung gehört, daß man sich auch Freiräume schaffen kann. Es hat meiner Meinung zwar etwas mit Egoismus zu tun, aber nur unter der Bedingung, daß man dieses Wort nicht immer nur negativ benutzt. Sobald man es nämlich wieder neutral oder gar positiv besetzt sieht die Sache gleich ganz anders aus. Ich finde, daß Ihr sogar verpflichtet seid, diese Wochenenden mal so ganz anders zu gestalten. So fällt es auch den Geschwistern leichter Robert zu lieben, denn sie merken, daß nicht nur immer er im Mittelpunkt steht. Was meinst Du, warum ich als Krankenschwester mir zur Pflege meiner Mama einen ambulanten Pflegedienst für 2x1 Stunde täglich genommen hatte, nicht weil ich es nicht selbst konnte, nein, ich WOLLTE es nicht. Ich wolte es nicht, weil ich es dann niemals so lange durchgehalten hätte. Die 2 Stunden brauchte ich, das waren meine kleinen Inseln.
    Nun habe ich Dir zwar einen Knopf an die Backe geschrieben, aber es war mir wichtig, das mal so zu erklären. Ganz liebe Grüße, die Christiane

    AntwortenLöschen
  11. Danke, Euch allen für die Antworten. Könnt Ihr Euch vorstellen, dass ich im "echten" Leben niemanden habe um mal über sowas zu reden? Wir sind gar nicht einsam, aber tiefer läßt sich keiner auf Robert und das Drumherum ein. Da sind wir dann doch wieder uns selbst überlassen. Christiane, Du hast es so gut geschrieben, und auch Ihr alle habt mir was zum Denken mitgegeben.
    Elisabeth

    AntwortenLöschen
  12. Guten Morgen!!

    OH ja, das kann ich mir sogar sehr gut vorstellen!! Es tut so gut, seine Gedanken und Sorgen aufzuschreiben und zu teilen, teilhaben zu dürfen!!

    Ich freu mich, dass Du Saskia "gefunden" hast!!
    Ihre Mama hat auch einen Blogg:
    http://graugruengelb.wordpress.com/
    Ich hoffe, den dreien hilft er Austausch..

    Umarme Dich!!
    Barbara

    AntwortenLöschen
  13. Liebe Elisabeth,
    ein verspäteter Gruß, weil ich gestern nicht zu Hause war.
    Dein Post hat mich wirklich traurig gemacht.
    Du bist Roberts Mama. Du bist auch Susannes Mama und du bist auch Michaels Frau. Vor allen Dingen bist du aber Elisabeth und du gehörst dir auch ein bisschen ganz allein. Als Mutter muss man sich das immer wieder klar machen, denn wir lassen uns ja gern alle vereinnahmen:O) Wenn es um unsere Kinder geht, treffen uns alle Dinge direkt und mitten im Herzen. Sicher wirst du aber auch merken, dass dir Zeiten, in denen es nur um Elisabeth geht, richtig gut tun. Nutze sie als Akku, dass du immer wieder sehr viel Kraft brauchst, weisst du selbst am Besten.
    Ich hab mir jetzt in meiner Küche eine Postkarte aufgehängt:
    "Es ist, wie es ist."
    Find ich auch!!!
    Es drückt dich herzlich
    Michaela
    (Grüße auch an deinen kleine Batman, ich hab ihn tatsächlich schon vermisst.)

    AntwortenLöschen
  14. Hallo,
    eigentlich mag ich die Spezialmuttergeschichte nicht, ich will keinen Heiligenschein und habe ihn auch nicht verdient. Aber dieser Text hat viele wahre Worte.

    Das mit dem Egoismus ist eines davon.

    Wie schön, daß Ihr da einen so guten Weg für Euch gefunden habt.

    Das weitere, was an dem Text gut ist, ist der letzte Satz in der erweiterten Version. ( http://www.achtstaetter.org/dokuwiki/doku.php?id=home:texte:die_spezialmutter unten )

    "Der Mist bleibt, aber an der Sache mit den Wundern ist was Wahres."

    So erlebe ich es auch immer wieder.

    Liebe Grüße

    AntwortenLöschen