Montag, 14. November 2011

Die Uhr

hat Robert fasziniert. Er hat soooo viele Fotos gemacht, dass ich dann gar kein Bild mehr von ihm und den ganz grossen Bruder machen konnte ... Akku leer.
Der Grosse ist in einer Klinik, es müssen die Medikamente neu eingestellt werden.
Er macht es so wie ich es von psychisch kranken Menschen schon oft erlebt habe. Kaum geht es ihm ein paar Tage gut ... schon nimmt er die Medikamente nicht mehr.
Er war sehr verwirrt und unberechenbar anstrengend für die Familie in letzter Zeit. Robert wollte ihn nun gestern unbedingt besuchen. Und ... der grosse Bruder ist ohne Jacke dort. Also Jacke aus der Wohnung geholt und einen langen Spaziergang im Garten des Klinikums gemacht. Das ist alles sehr, sehr alt dort. Der Garten hat viele eigene Geschichten.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es gut tut in so alten Gemäuern die Psyche wieder hell und klar werden zu lassen. Der Grosse hat sein Zimmer in einem Neubau. Trotzdem wollte ich nicht reingehen. Mir war das Spazierengehen im Nebel zwischen uralten Häusern, wunderschönen kleinen Parkanlagen und einem sehr seltsamen Friedhof lieber. Menschen die völlig einsam sind, niemanden mehr haben werden dort beerdigt. Die Gräber sind nicht geschmückt, wer hätte das auch tun sollen?
Da ging dann Roberts Phantasie mit ihm durch. Ich wusste gar nicht, dass er Harry Potter kennt.
Wir waren froh wieder nach Hause fahren zu können. Dem Grossen macht die Umgebung gar nichts aus. Er ist dort stundenlang unterwegs. Aber er ist auch "ruhiggestellt" mit Medikamenten. Er läuft mit t-shirt durch die Gegend, grüsst jeden und fragt jeden nach seinem Namen ... und stellt jedem die Familie vor.
Ich hab irgendwann "Stop" gesagt, kam mir vor als wäre der Grosse zu einem Robert geworden....
Einfach ist das nicht ...
und die Uhr dort lief weiter .....
und nach dem Spaziergang war mein Akku leer...oder doch nur der Akku vom Fotoapparat?

14 Kommentare:

  1. Oh, Elisabeth, da brauchste viel Nerven, ich weiß. Meine beiden Geschwister sehen solche Einrichtungen zunehmend häufiger von innen als von außen....

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  2. Liebe Elisabeh,
    nein, einfach ist das gewiss nicht und darum waren wohl auch beide Akkus leer.
    Es schaut wirklich nicht so ansprechend aus, obwohl die Uhr mir auch gefällt.
    Muss dein Großer lange dort bleiben?
    Liebe Grüße
    Michaela

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  3. Liebe Elisabeth, ich finde, daß diese alten Gemäuer auch Geborgenheit vermitteln können.
    Hoffentlich geht es Deinem Großen bald wieder besser.
    Ganz herzliche Grüße, die Christiane

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  4. Noch nie kommentiert, aber ich lese schon lange mit bei Dir. Ich bin eine erwachsene Autistin, früher hat sich da keiner drum gekümmert. Ich kenn genau diese Klinik sehr genau .. von innen. Es kommt drauf an wie er mitmacht. Es gibt gute Leute da drinnen. Und...auch ich hab diese alten Gebäude immerwieder gern.
    Momentan geht es mir gut. Ich weiss nun wie mein Anderssein heisst. Und ich bin aber lange schon soweit, dass ich Hilfe annehmen kann und selber dort anrufe. Ich nehm keine Medis, denn bei Autismus hilft das nicht. Das wusste lang niemand, auch ich hab viel bekommen, schlimme Medis waren da dabei.
    Dein Kind ist in eine Familie gefallen wie ich sie nie hatte. Und ich freue mich immerzu dass er Euch hat. Manchmal weine ich um das was mir meine Eltern nicht geben konnten. Und dann lese ich bei Euch und es geht mir wieder gut. Ich weiss ja wie anstrengend wir sind aber wir lieben Euch, und wir brauchen Euch.
    Ich bin so alt wie Du, habe keine Kinder, weil das die schlimme Zeit war damals und da wäre es nie gut gewesen ein Kind zu haben. Heute tut mir das leid.
    Ich wünsch dem grossen Sohn von Dir alles Gute. Und ich wünsch Dir immerzu diese Nerven die Du hast. Ich staune schon was Du alles tragen tust.
    Ist Carla die immer hier was schreibt auch Autistin?
    Sehr viele Grüsse
    Marianne

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  5. Oh Elisabeth... wie schwer muss das wieder für dich gewesen sein. Wie schwer muss es sein, all diese Gedanken und Sorgen in dir zu tragen... Ich kann dazu nichts sagen. Ich bewundere dich für deine Stärke und Geduld. Und wie sehr du alle deine Kinder liebst...

    Fühl dich kräftig umarmt.
    dieMia

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  6. Diese Uhr ist besonders ungewöhnlich und besonders. Erinnert mich an ein Kind mit viel zu großem Ranzen (Tornister).

    LG die Aurum

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  7. Liebe Elisabeth
    wie ich dich kenne werden beide Akkus heute schon wieder aufgeladen sein. Denn du denkst da genau so wie ich: Jeder Tag ist ein neuer Anfang. und das stimmt auch wünsche deinem großen dass es ihm bald wieder besser geht. Liebe Grüße an die große Familie. Ilse.

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  8. Und ich lese sehr gerne bei dir. Manchmal würd ich so gerne bei dir vorbeikommen und dich drücken und festhalten und einfach nur da sein. Ich finde es so gut, dass die Kinder so eine schöne Familie haben.
    Ich kann mir ein wenig vorstellen das es anstrengend ist und du dich fühlst wie deine Kamera. Ich schick dir einen dicken Knuddel von mir.
    Wünsche dem Großen alles Gute und dem Akku etwas Strom
    Fühl dich gedrückt
    Tine

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  9. ...kein Wunder, liebe Elisabeth, dass dein Akku leer ist...aber du kannst wieder auftanken, denn du kannst dich an Vielem freuen, du kannst dich an Kleinem freuen, sei es eine Blume oder ein Sonnenstrahl...

    ich wünsche dir immer ausreichende "Stromquellen" für deinen Akku,
    liebe GRüße von Birgitt

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  10. Ich glaube, ich könnte diese Uhr auch immer wieder fotografieren. So schöne goldene Zeiger ...
    Ich muß Euch wohl mal ein Foto von der russischen Kapelle hier schicken. Ich bin sicher, das könnte Robert gefallen.

    Deinem Großen wünsche ich alles Gute. Ich kann das schon verstehen, daß er eine andere Empfindung hat, was ein "normales Gefühlsleben" angeht. Vermutlich ist er ja das auf und ab auch schon gewöhnt.

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  11. "Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde.
    Heute wird getan oder auch vertan,
    worauf es ankommt, wenn er kommt."

    Dieser Refrain geht mir schon einige Tage im Kopf rum.

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  12. Korf erfindet eine Uhr,
    die mit zwei Paar Zeigern kreist
    und damit nach vorn nicht nur,
    sondern auch nach rückwärts weist.

    Zeigt sie zwei, somit auch zehn;
    zeigt sie drei, somit auch neun;
    und man braucht nur hinzusehn,
    um die Zeit nicht mehr zu scheun.

    Denn auf dieser Uhr von Korfen,
    mit dem janushaften Lauf,
    (dazu ward sie so entworfen):
    hebt die Zeit sich selber auf.

    Christian Morgenstern

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  13. Palmströms Uhr ist andrer Art,
    reagiert mimosisch zart.

    Wer sie bittet, wird empfangen.
    Oft schon ist sie so gegangen,

    wie man herzlich sie gebeten,
    ist zurück - und vorgetreten,

    eine Stunde, zwei, drei Stunden,
    je nachdem sie mitempfunden.

    Selbst als Uhr, mit ihren Zeiten,
    will sie nicht Prinzipien reiten:

    Zwar ein Werk, wie allerwärts,
    doch zugleich ein Werk - mit Herz.


    Christian Morgenstern

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