Dienstag, 16. September 2014

Ja wo san mir denn? Des gibt's bloss in Bayern, oder?


Die Wogen sind geglättet, der Sturm ist abgeflaut.
Der Reihe nach:

Umzug im Juli, Susa kann in ihrer Schule bleiben. So war das besprochen, weil die Schule nah genug ist, weil die noch nähere Schule gar keinen solchen Schulzweig hat .... weil die junge Dame erst kurz in dieser Schule ist, sich in die Klasse eingelebt hat, Freundinnen gefunden ....

Weil Rektor und Sekretärin Ende Juli in Pension gingen, haben wir mit Absprache beschlossen, dass ich im neuen Schuljahr diesen Gastschulantrag stelle. Susanne soll am 1.Schultag ganz normal in ihre Klasse kommen. Im Gastschulantrag sollen doch bitte die oben beschriebenen Gründe dargelegt werden. Das Einleben in der Klasse, die Freundinnen ist gewichtig ... sprach im Juli jemand da noch Verantwortlicher!

Das Kind ging unlustig aus dem Haus heute morgen. Ganz normal für einen Teenager, nehm ich mal an. Auch im Jahr 2014, oder?
Aber sie freute sich auf die Klassengemeinschaft, zwei Freundinnen. Die hat sie natürlich in den Ferien auch getroffen, aber Schulalltag mit Freundinnen ist nocheinmal was anderes....

SMS kurz vor 12 Uhr...... "kannst du mich abholen?"

Na klar, mach ich doch. Sie kommt mir mit einen seltsamen Gesichtsausdruck entgegen, nachdem sie die Freundin umarmt hat. Auch die Freundin schaut irgendwie entsetzt .... Susa  steigt ins Auto.
Ich: "Immer noch kein Lachen? Habt ihr den schlimmsten Lehrer der Schule bekommen, oder gibt es eine schreckliche Neuigkeit!?"

"Mama, Du wirst auch gleich nicht lachen, es ist ganz schlimm, ein Schreck!"

In Sekunden läuft ein Film bei mir. Gastschulantrag abgelehnt, das Mädel muss in die noch näher Schule ... oder so.

Nein, so ist das nicht.
"Mama, ich bin in eine andere Klasse gekommen. Umversetzt. Meine beiden Freundinnen nicht!"

????? Warum, wieso, weshalb ?????

Nun nehm ich die Entscheidung voran. Wir haben überlegt, gesprochen, abgewägt.
Erst wollte ich morgen die neue Sekretärin samt neuen Rektor stürmen ... dann wollte ich sie doch in der noch näheren Schule anmelden. Hin und her diskutiert. Dann hab ich das Mädel gestärkt, weil die neuen Mitschüler sind ja nicht fremd. Und eine Mitschülerin mag sie recht gern, die beiden sitzen seit heute Vormittag nebeneinander....Sie mag den neuen Klassenlehrer in dieser Klasse, den hat sie sich heimlich gewünscht. Die alte Klasse hat nun ein Leitung die Susanne .... na ja ... passt halt net so.
Schule wechseln will Susanne absolut nicht. Sie sieht ja in den Pausen die Freundinnen, die alte Klasse ist noch da .... Ganz neu anfangen, ganz einsam .... da gab es ein trauriges Gesicht.

Entscheidung: Sie bleibt in der Schule, in der neuen Klasse. Ich werde aber sehr wohl morgen das Gespräch mit dem Rektor suchen.

Und nun verrate ich Euch warum sie aus der alten Klasse genommen wurde, mit noch einem Mädchen. Warum mit den Teenagern und auch den Eltern gar nicht gesprochen wurde, weiss ich (noch) nicht. Und das ist ganz echt so, das ist der Grund:

Die neue Leitung hat eine rein katholische Klasse zusammengefasst!

.... es ist so still jetzt ... geht es euch wie mir? Ich versteh es nicht, kapiere es nicht, werde morgen nachfragen. Sie hatten schon Firmung, an den dann nötigen Vorbereitungen, die auch den kath.Unterricht betreffen kann es nicht liegen. Die Klasse war im letzen Jahr bunt gemischt, viele Religionen waren vertreten. Das hat funktioniert, war gut für alle ... mich wundert es nun natürlich gleich wieder gar nimmer, dass in der ganzen Schule kein Kind mit Behinderung zu finden ist. (gehört für einige vielleicht jetzt nicht hier dazu!)

Ja, mir san in Bayern, ich merk des grad wieder .... na sowas! 


19 Kommentare:

  1. Gut, dass Ihr Lösungen sucht und findet. Seltsam ist es so zurück zu gehen, habe ich noch nie gehört.
    Grüsse vom Norden
    Anke

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  2. puh. ich sag jetzt lieber gar nix... kopf hoch, susanne!
    lieben gruß
    dania

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  3. Das ist .... ohne Worte!!!
    Das wurde bei uns damals im Gymnasium auch in der 5. Klasse gemacht, aber von Anfang an und weil es einfacher war für den Stundenplan, von 7 Klassen gab es nur eine Klasse mit 50% katholisch, hihi, so ist die Hinterpfalz auf gestellt und heute sind meine Kinder und wir konfessionslos und sind glücklich damit, wahrscheinlich würden wir in Bayern gesteinigt :D
    LG
    Martina

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  4. Das untermauert alle meine Vorurteile gegen Bayern.
    Engstirnig und katholisch. Sorry.

    Kraft und Freude für Susanne am zweiten Schultag!!
    Freundinnen in der Klasse ist schön. Aber noch wichtiger finde ich, dass eine mit den LehrerInnen gut kann. Und sie haben sich in den Pausen was zu erzählen.

    Grüße
    Oona

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  5. Zurück ins Mittelalter kann ich da nur sagen. Da wird über die Köpfe der Eltern und Kinder entschieden.So wird es nichts mit dem gegenseitigen Verstehen und akzeptieren anderer Religionen.
    Aber Susanne wird sich schon damit abfinden können.

    LG
    Brigitte

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  6. So etwas gibt es wahrscheinlich wirklich nur in Bayern.
    Sehr viele Fragezeichen bei mir; insbesondere darüber, dass man Euch nicht vorher informiert hat.

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  7. Griass eich, wenn nicht immer diese unvorhergesehenen Aufregungen wären, dann wär das Leben ja eh nur langweilig :-) Irgendwie hat es Susanne jetzt ja doch noch gut erwischt, es gibt ja auch einige positive Aspekte mit diesem nicht gewollten Klassenwechsel. Wie auch immer, je früher man es annimmt, desto kürzer muss man sich drüber aufregen - und vielleicht kommen im Laufe der Zeit noch einpaar positve Veränderungen dazu, von denen man jetzt noch nichts weiß. Es hatte seinen Grund, warum das passiert ist - und ich sehe für Susanne nicht wirklich einen extremen Nachteil. Jung und flexibel, so schätze ich Susanne ein. Dass die Klasse zerrissen wurde, weil man eine reine katholische Klasse wollte, ist mir sehr suspekt. Das hat nichts mit den Grundsätzen des katholischen Glaubens zu tun, eher schon mit einem Rückfall ins Mittelalter.

    Ich hätte mich auch aufgeregt, es ist doch normal heutzutage, dass man hier Eltern und Schüler miteinbezieht - aber liebe Elisabeth - du sagst es, sowas gibts vielleicht halt wirklich nur im Freistaat Bayern :-(

    Liebe Grüße und wünsche euch gute Wege im neuen Schuljahr, natürlich auch ganz besonders Robert, und dass er wieder fit ist!!

    Klaudia

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  8. Also ich denke, dass das keinen religiösen, sondern einen stundenplantechnischen Grund hat. Habe meinem Mann lange genug über die Schulter geschaut beim Stundenplanmachen. Das Kultusministerium nimmt nämlich keine Rücksicht drauf, welchen Lehrer die Schule anfordert, die schicken oft, was sie meinen. Und so könnte es sein, dass der Plan einfacher wurde, weil z. B. nur noch ein Lehrer für kath. Religion gebraucht wird. Bin gespannt, was die echte Begründung ergibt.

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  9. ...ich wünsche der Susanne,
    dass sie irgendwann bald sagt, dass war die beste Entscheidung seit langem,
    mir geht es so gut in dieser Klasse mit diesem Lehrer. ..

    lieber Gruß Birgitt

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  10. Ja, da werde ich auch nur still. Deine Reaktionen sind mir nah. Ich bin gespannt, welche Begründung es vom Rektor gibt. Auch wenn sie keinen Wert hat. Zu spät.
    Manchmal werden allerdings geheime Wünsche wahr. Auch wenn man sich das anders vorgestellt hat. Aber da muss man sehr genau aufpassen, was man wünscht. Wir sind nämlich auch Schöpfer unserer Umstände ;-)

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  11. Was für eine Geschichte. Hier im alten Preußen sit sowas ja undenkbar. Aber ich hoffe immer auf die zeit, die uns zeigt, dass manchmal das Gute von ganz allein geschieht. Aber auch wenn es am Ende gute für Susannen sein sollte, ist die Entscheidung ohne Einbeziehung der Eltern udn überhaupt sehr unverständlich und inakzeptabel.

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  12. Liebe Elisabeth,
    das war bestimmt ein Schock! Toll, wie ruhig ihr reagiert habt. Ich bin als evangelischer Mensch im stockkatholischen Niederbayern zur Schule gegangen und kenne diese Problematik. Das hat nichts mit mangelnder Toleranz o.ä. zu tun, sondern liegt in aller Regel in der Stundenplanung begründet. So haben viele Schulen keinen "eigenen" Lehrer für evangelische Religion (und teilweise auch Ethik), sondern teilen sich mit anderen Schulen einen Lehrer bzw. Religionspädagogen, der dann eben z.B. an drei Tagen die Woche für jeweils 3 Stunden da ist. Auf diesen Zeitraum hat die Schule meist nicht viel Einfluss, weil eben auch noch die Planungen von teilweise bis zu 5 anderen Schulen berücksichtigt werden müssen und der Lehrer/Religionspädagoge ja auch nicht beispielsweise 1., 3.,6. und 10. Stunde geben möchte, sondern möglichst alltagstaugliche Arbeitszeiten haben will. Da kann es schonmal vorkommen, dass dann eben der restliche Stundenplan um zwei Stunden evangelische Religion herum gebastelt werden muss. Weil es ja gerade in Bayern eher wenige ev. Schüler gibt, ist dieser Unterricht klassenübergreifend, sofern nicht alle ev. bzw. konfessionslosen/andersgläubigen Schüler in derselben Klasse sind. Wenn man also gemischte Klassen bestehen lässt, muss der Stundenplan von mehreren Klassen um diese 2 fixen Relistunden herumgebastelt werden. Das klappt manchmal, aber eben leider nicht immer, so sehr sich die Zuständigen auch anstrengen. Für Susanne ist es bestimmt schade, aber ich vermute, dass sie eher ein "Opfer" des Zufalls als der Bösartigkeit/Unfähigkeit ist.
    Ich hoffe, ich habe das halbwegs verständlich geschrieben ;-)
    Ich wünsche Euch, dass es ein konstruktives Gespräch gibt, in dem sich alle Ungereimtheiten klären lassen. Außerdem wünsche ich Susanne, dass sie sich in der neuen Klasse bald genauso wohl fühlt, wie in der alten.
    LG und einen guten weiteren Schulbeginn!

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  13. Geht's noch?! Diese Schule ist ja unglaublich, sowas macht man doch nicht einfach. Und warum macht man eine eigene Klasse für die katholischen Kinder? Also wirklich, ich bin ja gespannt auf die Argumente...
    Arme Susanne, das tut mir echt leid für sie. Da würde ich mich auch sehr aufregen und traurig sein.

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  14. oh ja die Bayern! Als wir für 2 Jahre dort gewohnt haben, durfte unser Sohn nicht am Religionsunterricht teilnehmen, weil er evangelisch ist.
    Er musste aus der Klasse gehen und konnte draußen spielen, alle Gespräche haben uns nicht weitergebracht, es war diskriminierend!!!
    Ich wünsche der Susanne viel Erfolg:)

    lieben Gruß
    Simone

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  15. Mir ist jetzt auch erst einmal die Kinnlade runtergefallen... so was! Wir haben ja zwanzig Jahre lang hart an der Grenze zu Bayern gewohnt (nur die Iller war noch dazwischen) und zwei unserer Söhne sind (als evangelische Pfarrerskinder) in Bayern zur Schule gegangen, auf ein von Schulbrüdern geführtes katholisches Gymnasium. Nie habe ich von so einem Vorgehen gehört, in den Klassen gab es bunt gemischt (viele) katholische, (etliche) evangelische, (wenige) muslimische und auch ein paar konfessionslose Schüler. Zum Schulabschluss haben sie sogar einen ökumenischen Gottesdienst hinbekommen (das war vorher noch nicht so selbstverständlich).
    Wegen der fehlenden Information für die Eltern würde ich auch nachhaken, denn das geht ja gar nicht. Ich denke aber auch: man weiß nicht immer gleich, ob etwas, das wie ein Unglück aussieht, sich nicht doch als Glück entpuppt...
    Möge es auch hier so sein. Liebe Grüße,
    Brigitte

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  16. Ich habe deinen Post und all die Kommentare mit viel Interesse gelesen. Für mich ist alles sehr fremd, das kenne ich so, wo ich in der Schweiz aufwuchs, nicht. Die Klassen waren immer, und heute noch viel mehr, gemischt in Religionsangehörigkeit. Religionsunterricht fand immer ausserhalb der Schule statt, von der jeweiligen Kirche individuell organisiert und durchgeführt. Da muss die Schule in der Stundenplanung keine Rücksicht nehmen, sondern die Religionen passen sich dem Schulalltag an. Oft bieten sie einen Mittagstisch an, den die Kinder gerne besuchen, verbunden mit Religionsunterricht.
    Die Schullehrer dürfen mit den Kindern auch keinen "tendenziösen" Unterricht führen, ihren Glauben dürfen sie den Kindern gegenüber erwähnen, aber nicht vermitteln. Sie dürfen das Fach "Religion und Kultur" unterrichten, doch da müssen alle Religionen gleichwertig behandelt werden.

    Eine reine katholische Klasse aus praktischen Gründen zu machen finde ich schwach. Es ist ausschliessend, es ist weltfremd, es werden damit falsche Zeichen gesetzt.

    Ich hoffe für Susanne ein baldiges Wohlfühlen in der neuen Klasse!
    Liebe Grüsse
    Iren

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  17. Na, das ist natürlich *die* Strategie, um Jugendlichen Offenheit beizubringen. Ist ja auch kein Wert, den man heute braucht.

    Ich hab am Sonntag im Kurs meine Verwunderung über die Weihe unserer Feuerwehr-Fahrzeuge geäussert. Es kam nur eine Reaktion - nämlich von einem Teilnehmer die Aussage, das sei doch der kulturelle Vorteil davon, in Bayern zu wohnen.
    Da habe ich dann auch nichts mehr gesagt.

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  18. Liebe Elisabeth,
    das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Sowas habe ich im Norden noch nicht erlebt. Mehr kann ich dazu nicht sagen, weil etwas sprachlos.
    LG Sabine

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