Donnerstag, 23. Januar 2014

Mama, reden wir mal über Deine Zukunft!


Wir frühstücken, das Anziehen ging heute morgen schneller als sonst ... ein bisschen mehr Zeit zum sitzenbleiben.
"Mama, wie alt bist Du, weil ich hab es schon wieder vergessen?!"
"Immer noch 55, bis zum August bleibt das nun so!"

Mampf, mampf ... abbeissen, überlegen, Milch trinken .... und dann:
"Ich hab mir gerade Gedanken über Deine Zukunft gemacht. Wann willst Du denn in Rente gehen?"

Kaffee runterschlucken, nicht lachen .... "Aha, solche Gedanken mach ich mir gar noch nicht!"

Ein ernster Blick vom Kind:
"Das solltest Du aber tun. Du arbeitest doch sowieso nichts. Da kannst Du doch gleich in Rente gehen! Mach Dir auch mal Gedanken!"

"Also, ich würd nicht sagen, dass ich nichts arbeite. Nicht ausser Haus, das stimmt. Doch die vielen Tageskinder die ich betreue, das ist sozusagen meine Arbeit. Und als Mama zu Haus mit Kindern hab ich einiges zu tun. Schau mal, wenn Du gleich zur Schule fährst fängt das hier schon an. Steht das Frühstücksgeschirr noch da wenn Du heimkommst? Die Wäsche ... schau Dir den Berg an. Wer macht denn das weg? Heute muss ich einkaufen, Du willst am Abend doch zu essen haben. Kochen werde auch ich, wer sonst? Robert, da gibt es noch viel zum aufzählen. Doch jetzt werde ich Dir erstmal beim Anziehen helfen, der Bus kommt gleich!"

Grübel, grübel beim Kind .... er lässt sich beim Anziehen helfen. Spricht nichts mehr.
Geht aus der Tür, ich lauf mit der Schultasche hinterher. "Du, schau mal was Du vergessen hast!"

"Sag nicht, dass Schultaschen tragen auch Arbeit ist! Und ausserdem kannst Du das ja alles nicht machen. Weil Du hast ja kein Chef, also arbeitest Du nicht!"

Ein belustigt schauender Busfahrer. Ich sage nichts mehr .....
Das Kind gurtet sich an: "Mach Dir echt Gedanken, wenn Du endlich in Rente bist könntest Du jetzt rumhüpfen und tanzen. Und freiwillig kochen könntest Du auch, ohne Arbeit!"

Ein Busfahrer (ein bisschen älter, so ungefähr mein Alter, ein charmanter immer gut gelaunter Mann) muss nun laut lachen. "Guten Morgen, Robert-Mama. Denken Sie sich nichts. Gestern hat er mich auch gefragt, warum ich immer Kinder rumfahre und nicht lieber in die Arbeit gehe!"

Da sitze ich nun am Computer. Und statt mich über die Rente zu informieren, zu googlen wann ich was und wie tun muss um endlich die von Robert erwünschte Rente zu bekommen  ... schreibe ich fröhlich diese Guten-Morgen-Geschichte auf. Nichts ist erfunden ... so hat er es gesagt, der junge Mann!

pssst .... verratet ihm ja nicht, dass ich noch nicht bügle, staubsauge, einkaufe, koche und was sonst noch so zu tun ist! Ach ja, die Kleine kommt auch in einer halben Stunde. Ich bin nun also nicht Tagesmutter, sondern übe Inklusion im Alltag: Fast-Rentnerin und Kind mit Besonderheit verbringen den Vormittag zusammen.
Manche Altersheime und Kindergärten machen das als Projekt ... hab ich vor kurzem gelesen!

Was habt Ihr dazu gesagt??? Ich versteh Euch so schlecht .... muss schnell meine Brille und mein Hörgerät suchen     :-)

22 Kommentare:

  1. Herrlich, das war genau die Geschichte, die ich gebraucht habe, um mit einem Lächeln zur Arbeit zu fahren - mit Chef und mit besonderen Kindern ;-)
    Weißt Du, an was ich heute Abend beim Kochen denken werde? Ich muss es nicht als Arbeit sehen, sondern ich kann einfach so kochen - ohne Arbeit! Bestimmt macht es dann mehr Spaß :-)

    Hoffentlich hast Du Deine Brille gefunden, damit Du die Kommentare auch lesen kannst *lach*

    Viele liebe Grüße,
    Karen

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  2. Ui, dann habe ich ja Glück, dass ich wenigstens eine Chefin vorzuweisen habe - wenn ich zum Arbeiten schon so selten vor die Tür gehe (und wenn doch, dann so, dass es meine Kinder nicht mitbekommen, weil sie ja in der Schule sind) ;0)
    Herrliche Geschichte!

    Liebste Grüße,
    Sonja

    PS: Mein Sohn sagt immer: "Mama, DU hast ja Glück, denn DU kannst ja den ganzen Tag, wenn ich in der Schule sitzen muss, am Rechner rumspielen ..."
    .. na ja, er hat ja eigentlich auch Recht - ich finde das auch toll ... ;0)

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  3. Liebe Elisabeth,
    er ist schon ein Herzchen, dein Robert!
    Und was hat er doch für eine innovative Mama, der im Alltag als das gelingt,
    woran die Politik und ihre vergeblichen Bemühungen immer wieder scheitern.

    Lasst es euch gut gehen und fühlt euch herzlich gedrückt
    Michaela♥

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  4. liebe elisabeth,
    sowohl der große künstler als auch ich durften dank deiner geschichte jetzt gerade herzhaft lachen! danke! so beginnt der morgen besser als mit ärgerlichen gesprächen mit eigenartigen müttern und einem streit mit einer postbeamtin, die jedesmal von mir mehr porto verlangt als ihr chef für inhaltsgleiche briefe, vielleicht sollte ich sie das nächste mal auch fragen, wenn Sie schon nichts arbeiten, warum gehen Sie dann nicht gleich in rente? ... ich geh jetzt wieder an die arbeit ;)
    alles liebe
    dania

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  5. Nein ... der Bub! Ich kenn ihn ja nun auch noch "persönlich", ich weiss ja wie er schauen kann und seine Gesichtsausdrücke. Wie kann man da Ernst bleiben?
    Es ist schön, dass er ist wie er ist. Auch wenn ich ja weiss, dass Du Dir so viel Gedanken um seine Zukunft machst. Er wird gut eine Zukunft haben, eine Arbeit finden die zu ihm passt. Ich bin mir da so sicher. Vielleicht braucht er einen Sekretär und Robert diktiert dem dann seine Erzählungen. Die sind doch so toll, er könnte Bücher schreiben ... (lassen :-) ...)
    Nun geh ich wieder, weil auch ich ... hab ja keine Arbeit!
    Und kochen ohne zu arbeiten werde ich auch mal ausprobieren
    er ist ein Schatz, der Bub
    Deine Ch.

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  6. Du kannst alles NICHT machen! Es ist ein sehr gescheiter Gedanke
    sagt die Anke

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  7. Danke für diese wunderbare Geschichte. Manchmal glaube ich, über Deinen Robert können wir in die Köpfe unserer Kinder schauen, denn er kann seine Gedanken formulieren.
    Aber einfafch herrlich!

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  8. ...so schön, liebe Elisabeth,
    der Robert ist wirklich wunderbar...seine Gedanken sind einmalig, ich mag das sehr...warum sollte man nicht die Dinge, die sowieso erledigt werden müssen ganz freiwillig machen? dann macht vieles bestimmt mehr Spaß...und dass man eine solche Geschichte erstmal erzählen muss bevor die Hausarbeit beginnen kann ist doch sowieso klar...

    wünsch dir einen guten Tag,
    lieber Gruß von Birgitt

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  9. Sockenwaschen: 5 Euronen, Mittagessen: 10 Euronen (wird ja schließlich serviert), Schultasche nachtragen: 2 Euronen, puhh da käme schnell was zusammen und du hättest auf einmal auch Geld und was du tust wäre dann vielleicht Arbeit??
    Ich schwör dir, solche Aussagen gab es auch von meinen Kindern und da wurde mir klar, dass als Arbeit nur gilt, wofür es Geld im Gegenzug gibt. Zum Glück können wir unseren Selbstwert davon abkoppeln ;-)
    Musste auch laut lachen....
    Liebe Grüße und noch einen schönen Nichtarbeitstag
    Elisabeth

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  10. grins- so eine niedliche Geschichte aus eurem Alltag,
    LG Sabine

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  11. Liebe Elisabeth,

    eine so goldige Geschichte...ich geb`s zu, ich musste schmunzeln;-)
    - diese Gedanken sind einfach einmalig.
    Danke das du uns daran teilhaben läßt...

    ༺❤༻
    Herzl. Gruß und eine schöne Restwoche,
    wünscht dir
    Klaudia

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  12. Hm... was ist den für Robert Arbeit?
    Das würde mich mal interessieren. Wie so seine Wahrnehmung von Arbeit ist.
    Dann mach Dich mal auf die Socken, du fast Rentnerin *schmunzel*
    die singende Oona
    "Das bischen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann..."

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  13. Liebe Elisabeth: IHR SEID EINMALIG und SO LIEBENSWERT !!!
    Habe bei Deinem letzten Satzt laut gelacht.

    Ganz liebe Grüße
    Trautel

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  14. Na ja, so ganz unrecht hat er ja nicht, der Robert. Hören tu ich zwar noch gut, aber als seit der ersten Klasse Brillenabhängige (wegen Kurzsichtigkeit) brauch ich jetzt schon seit geraumer Zeit zwei davon - eine mit Gleitsicht und eine fürs Klavier- bzw. Orgelspielen... (und ich bin nur zwei Jahre älter als du)! Neulich hab ich bei einem Gottesdienst gespielt und die Orgelbrille vergessen, das Notenbrett war ganz hoch oben und ich musste immer mit vorgestrecktem Kinn durch den unteren Teil der Brille nach oben schauen, danach hatte ich Nackenschmerzen... Wenn der Robert das gesehen hätte, wär ihm bestimmt auch ein netter Kommentar dazu eingefallen! :-)
    Aber in Rente gehen wir deshalb noch lange nicht...!!!

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  15. und das alles schon zum Frühstück...ich würde sage, wie schön!

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  16. Liebe Elisabeth,
    deshalb lese ich so gern im Internet, denn auch wenn man seine Brille verlegt hat und sich nicht mehr erinnern kann... dann kann man immer noch die Schrift größer stellen ;-) und findet immer was zum schmunzeln...
    Liebe Grüße
    Christine

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  17. Lieber Robert, ich bin schon ewig in Rente. Kann mich gar nicht daran erinnern, wann ich zuletzt was gearbeitet habe...
    Die Mama oder der Papa sollen dir mal was vom Grundeinkommen erzählen. Ich glaube, das hat mit deiner Idee von "Rente" zu tun, du Fortschrittlicher!

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  18. Hihi, du hast mich echt zum lachen gebracht :D. Das sind wieder göttliche Aussagen :). Und dieser Buschauffeur, der könnte also echt auch mal arbeiten gehen ;). Den ganzen Tag im Bus rumfahren, einfach so und nebenbei und ab und zu ein paar Kids in die Schule bringen ;), geht ja gar nicht :).

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  19. Hihi, ich musste grinsen... Kindermund tut Wahrheit kund - oder wie heisst es so schön :-)
    Mein Sohn fragte mich vor etlichen Jahren einmal, ob ich mir schon mal Gedanken über meinen Grabstein gemacht hätte.... Na super, das will man hören.
    Im Kindergartenalter war er sich sicher, dass ich auch schon im Mittelalter gelebt habe. Klar.
    Manchmal fühle ich mich auch so, seufz...
    Liebe Grüße an Robert, der mit der Mutter, die nichts arbeitet...
    - von Ann

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  20. Eine so bezaubernde Geschichte! Schön, dass Du sie für uns aufgeschrieben hast.... Ja, was in den Köpfen so vergeht ist schon manchmal ziemlich speziell. Ich arbeite mit "besonderen" Erwachsenen und könnte da auch so manche Geschichte erzählen,
    Einen schönen Sonntagabend wünsche ich
    Liebe Rosaliegrüße

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  21. Ach Elisabeth, ich weiss noch wie gestern, es ging um Ina - und ihre Berufswahl..."keinen Peil, sowas wie du, du brauchst nichts arbeiten..." Achtung, das Kind war 14...... ich hab ihr dann eine Praktikumsstelle bei mir angeboten..war nicht so das, was sie wollte....

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  22. Du meine Güte! Das ist so herrlich - ich lach immer noch! Liebe Grüße an die Fast-Rentnerin!

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