Montag, 23. August 2010

Ein Tag an dem der Autismus gewonnen hat

Vormittags war Robert schon durcheinander. Was ist heute für ein Tag. Wann ist Mittag. Warum machen wir nichts. Ist immernoch Montag.... Er redete laut und lauter. Susanne wurde pausenlos gedrückt (sehr stark, sie weinte schon andauernd). Sind immernoch Ferien. Wann ist Wochenende. Wo ist der Papa....
Susanne durfte zum Reiten fahren. Plötzlich stand der große Bruder da.
Daniel, gehst Du mit mir spazieren, fährst Du mit mir Rad, welcher Tag ist heute, haben wir schon Mittag gegessen.... Daniel ist mit Robert Fahrrad gefahren. Es war nicht gut. Robert hat sich an gar nichts halten können...Daniel hat die Radtour abgebrochen, wollte mit Robert Ball spielen...NEIN! NEIN!!
Nach zwei Stunden ist Daniel wieder heim gefahren, Robert fängt zum Weinen, Schreien, Toben an....nichts hat mehr geholfen. Und dann haben auch noch mir die Nerven versagt. Ich wurde laut... Robert Anschreien geht gar nicht! Da kennt er sich nicht mehr aus. Dann rennt, schreit, tobt er noch mehr. Ich habe ihn festgehalten. Robert festhalten geht auch gar nicht. Ich konnte ihn nicht mehr loslassen, sonst hätte er sich wehgetan. Also brüllendes Kind weiter festhalten. Ganz leise reden, und reden, und reden.
Er ist mir dann im Arm eingeschlafen. Auf dem Fußboden. Und ich habe ihn einfach schlafen lassen. Bis 17 Uhr.
Dann kam bald der Papa. Es geht weiter: Sind noch Ferien, welcher Tag ist heute, warum musst Du auf die Baustelle, hab ich schon Mittaggegessen....



Wir haben den Tag geschafft. Der Tag hat uns geschafft.
Robert ist erst um 22.15 Uhr wieder eingeschlafen. Er hat ja lang genug ausgeruht.
Und nun bin ich so erledigt, dass ich gar nicht schlafen kann. Bin total erschöpft, aber nicht müde....aufgedreht.
Sind es die Ferien? Sind es die fehlenden Strukturen? Sind es die fehlenden Tageskinder? Ist es der Vollmond?
Wie war das: Es ist was es ist....es ist Autismus. Ganz schön anstrengend heute!
Es tut mir so leid, dass ich ihn angeschrieen habe.
Das darf nicht sein....
Bis morgen
Elisabeth

14 Kommentare:

  1. Liebe Elisabeth

    Ich bewundere deinen Mut zuzugeben das du den Robert angeschriehen hast, das du dich schuldig fühlst ist normal, ich wurde heute auch laut meinem Grossen gegenüber und dabei konnte er genau wie Robert gar nichts für.

    Liebe Elisabeth ich drücke dich in gedanken und weiss das du deinem Robert nichts böses wolltest, das du für ihn immer nur das beste willst, aber vergiss nicht, auch du bist nur ein Mensch!!!! Du bist eine sehr starke Frau und ich finde es gigantisch was du alles leistets. Das aufgedreht sein kenne ich darum bin ich nochmals aufgestanden und habe mir meinen Frust aus der Seele gemalt.
    Das tut gut, entspannt mich und ich kann weil alle anderen schlafen dabei sein ohne mich ablenken zu lassen, dies ist für mich eine spannende Sache, da ich diese Ruhe sonst nicht kenne.

    Nun drücke ich dich nocheinmal und den robert morgen früh auch, (morgen gehts bestimmt besser )

    Ganz es liebs Gruessli
    Sandra

    AntwortenLöschen
  2. Liebe Elisabeth. Dafür bist du Mensch und Menschen machen Fehler. Du weißt ja, das es nicht gut war. Es tut weh, deinen heutigen Post zu lesen, aber verstehen kann ich dich auch. Siehst du, ich bin auch nur ein Mensch. Es kommen wieder gute Tage. Ich drück dich ganz dolle. LG Inge

    AntwortenLöschen
  3. Es ist schwer, die Nerven zu behalten, wenn der Sohn so "schwierig" ist. Ich kenne das nur, wenn Erik sich nach jedem Rüffel, er soll nicht am PC rumdrücken (nur als Beispiel) sich gleich die nächste Sache sucht, die er auf jeden Fall nicht machen darf. Das geht wirklich stark an die Nerven. Ich bemühe mich am Ende des Tages irgendwie um einen harmonischen Tagesausklang. Das Kind baden (mit singen und spielen dabei) ein wenig spielen und Faxen machen beim Anziehen danach und viel Kuscheln und ein weinig Singen. Wenn er dann seinen Kopf an meine Schulter legt und mich vielleicht sogar noch küsst (er kann jetzt einen richtigen Kussmund machen, der Engel) frage ich mich, warum ich mich den Tag überhaupt so über ihn geärgert habe. Und dabei ist meiner noch "gewöhnlich".
    Ich fühle mit dir, wie viel Kraft es dich kostet, immer liebevoll, verständnisvoll und mitfühlend zu sein. Ab und an ist es selbst dem heiligsten Heiligen zuviel, dann muss er auch mal kurz laut werden. Es tut dir ja auch leid. Du bist keine Mutter, für die es normal ist, ihr Kind zu ignorieren oder abzuschieben, du gehst auf ihn ein, fühlst mit ihm. Und wenn Robert durcheinander ist/vom Autismus gebeutelt wird, fühlst du auch mit ihm. Das zeichnet dich aus und dafür bewundere ich dich wirklich. Nimm es dir nicht zu Herzen, wenn du einfach nur menschliche Schwächen zeigst, du bist kein Roboter, der ein Program runterspult.
    Ich umarme euch alle und drücke dir die Daumen, das morgen ein besserer Tag wird, bestimmt. Dann steht er auf und macht irgendetwas wo dir vor Liebe das Herz überquillt und du glaubst, du müsstest platzen, wenn du ihn nicht sofort drückst oder ihm einen Kuss auf die Wange hauchst (geht schnell und der Bursche kann nicht so schnell davon wuseln).

    Bine

    AntwortenLöschen
  4. Ach liebe Elisabeth, natürlich soll man Robert nicht anschreien, man soll gar kein Kind anschreien. Aber wir sind doch alle nur Menschen. Ich habe den Julian vor zwei Wochen auch angeschrieen, obwohl ich es nicht wollte. Aber er war wieder hinter Billa her und schmiß sich auf sie. Danach haben wir uns aber wieder vertragen. Gut, das wird vielleicht an Tagen wie heute bei Robert nicht fruchten. Was ich damit sagen will, ist nur, daß auch Du mal einen Fehler machen darfst. Vielleicht ist morgen alles schon wieder ganz anders. Ich umarme Dich und grüße Dich ganz herzlich, die Christiane

    AntwortenLöschen
  5. Ich bewundere es, wie du den Alltag schaffst. Natürlich ist es immer gut, wenn man ein wenig sich beruhigen kann und sagen "Vollmond" :)
    Ich bewundere dein Dasein für den jungen Mann, deine Geduld und dein reflektiertes Umgehen mit ihm. Ich wünsch dir ganz viel Kraft und dass du auch irgendwo welche tanken kannst. Ganz liebe Grüße!

    AntwortenLöschen
  6. Liebe Elisabeth,wir sind nur Menschen...wir sind nur Mütter...jeder von uns schreit in seinem Leben mal sein Kind an und ich glaube ,das keiner der es nie selber erlebt hat sich vorstellen kann wie anstrengend so ein Tag sein kann;)Dann kommen noch die Kräfte dazu die diese kleinen in so einem Moment entwickeln können*so ist es bei Dennis* selbst der mit seinen 17 Jahren ist durch die Ferien ganz schlecht drauf...nun ist er seid 2 Monaten daheim und will wieder zurück nach Husum...ihm fehlt auch die Struktur die er da hat...bei uns ist ja eine andere...es war letzte Woche so schlimm das er wütend weggelaufen ist und wir ihn 3 Std gesucht haben*konnte ihn auch in seiner Wut nicht festhalten und man hat dann auch ein wenig Angst vor ihm nicht nur wegen der 1,86 Meter Größe* bei Dennis reichte es früher schon wenn nur eine Kleinigkeit nicht mehr an seinem Punkt stand.
    Bitte mach dich nicht so fertig...es ist wie es ist...ich wünsche Euch sehr das heute wieder ein schöner neuer guter Tag ist;)

    lg Marion

    AntwortenLöschen
  7. Ach, liebe Elisabeth!
    Was für ein Tag!!

    Mir passiert es auch hin und wieder, dass ich laut werde. Wenn der Stresspegel einfach zu hoch wird und der innere Druck sich seinen Weg frei "schreit"

    Mach Dir keine Vorwürfe, wir sind nur Menschen. Menschen, die an sich arbeiten aber eben manchmal hilflos sind.
    Hoffentlich ist es heute besser!!
    Liebe Grüße
    Barbara

    AntwortenLöschen
  8. Liebe Elisabeth,

    jetzt hat Dein Robert mit Dir/Euch in den letzten Tagen so viele tolle und aufregende Dinge erlebt, da ist eben auch schon einmal ein nicht so guter Tag dabei. Du hast auch diesen Tag gemeistert. Du bist so stark - für Dich, für Robert und für Deine anderen Lieben. Tage wie diese machen Dich noch stärker (auch wenn es sich Abends im Bett noch nicht so anfühlt). Heute ist ein neuer Tag. Und der wird bestimmt besser!!! Liebe Grüße ...Melanie

    AntwortenLöschen
  9. Liebe Elisabeth,
    das ginge uns wohl allen so - wir würden uns schämen, es würde uns leid tun. Aber wir sind alle nur Menschen, wir kommen irgendwann an unsere Grenzen und Situationen eskalieren.
    Mach dir keine Vorwürfe, dein Robert weiß schon, dass er eine ganz, ganz liebe Mama hat :O)
    Ich grüß dich herzlich
    Michaela

    AntwortenLöschen
  10. Liebe Elisabeth,

    mein Kommentar war weg, weil ich die Wortbestätigung vergessen habe.
    Mache dir keine Vorwürfe. Wir haben nur
    Nerven, keine Drahtseile. Die Nerven gehen
    durch wie Reflexe.

    Viel Kraft für heute und liebe Grüße
    Elisabeth

    AntwortenLöschen
  11. Das ist ja interessant:
    Ich schrieb, ohne ihn gelesen zu haben,
    den gleichen Satz wie Michaela:
    Mach dir keine Vorwürfe...

    AntwortenLöschen
  12. Noch einmal, also aller guten Dinge sind drei:
    Auch Barbara schrieb den Satz: "Mach dir keine Vorwürfe".
    Ist schon aussagend, dass wir unabhängig voneinander es gleich ausdrücken.

    AntwortenLöschen
  13. Sei nicht zu streng zu Dir, Mütter sind auch nur Menschen! So elend wie Du dich danach gefühlt hast, wird Dir für immer in Erinnerung bleiben, so arg, dass Du ihn nie wieder anschreien wirst :)
    LG

    AntwortenLöschen
  14. gibt es nichts, das ihn beruhigen kann? etwas, was sich gut anfühlt? irgndeine bewegung, ein sich selbst klopfen, summen, wippen oderso?

    anfassen, wenn man wütend ist ist böse. es macht alles schlimmer irgendwie (also bei mir. aber ich bin kein kanni. besser ist wenn ich mich anders beruhigen kann, wippen, hin und herlaufen, summen... manchmal haue ich aber auch noch gegen die wand oder gegen meinen kopf, das hilft zu beruhigen. der schmerz fokussiert sehr. ist wie beim zahnaarzt, da kann man dann auch an nichts anderes denken. das knn manchmal helfen ist aber auf dauer ja nicht so die lösung...

    ich kannversuchen nachzuvollziehen warum du geschrien hast-lärm tut ja in den ohren weh und davon kann man kopfschmerzen bekommen und fühlt sich so unfähig dann. manchmal mag ich dann auch schreien aber ich kann mich zurückhalten.

    es wird sicher. ihr schafft das sicher. gibt gute tage und schlechte tage.

    AntwortenLöschen