Samstag, 8. Mai 2010

Tränen am Muttertag

Ja, da saßen wir nun! 7 Mamas im Halbkreis vor unseren 7 Kindern. Ganz liebenswerte Kinder. Sie haben vorher gemalt, gebastelt, ein Lied mit vielen Strophen eingeübt....
Jedes der Kinder hat eine Familie, die "angenommen" hat. 7 verschiedene Behinderungen mit unterschiedlichen Auswirkungen.Unsere Kinder sind 8-9 Jahre alt. Ich hätte beinahe geweint. Es war ganz liebevoll...Alles! Es war Liebe und Wärme im Klassenzimmer. Die Kinder sind zusammengewachsen in den letzen Monaten.
Aber es war nichts "normal". Wo sind die anderen Kinder .... Die singen, laufen, gut sprechen, Spaß verstehen, eigenständig sind? Wo sind die Kinder die ganz wichtiges Vorbild sein können? Dadurch zum Nachahmen und Mitmachen und so will ich es auch können anregen?
Was macht man hier mit unseren Kindern? Wenn Kinder 9 Jahre alt sind ist die Babyzeit, die Kleinkindzeit, die Kindergartenzeit einfach vorbei. Die Schulkindzeit ist ganz was anderes, Neues. Spätestens da kommt der Punkt, wo die gesamte Gesellschaft zusammengehören sollte.
Was passiert mit uns und unseren Kinder? Robert ist in einen guten Betreungszentrum...aber es liegt an einer Einbahnstrasse. Es ist eine Schule ohne echtes, normales Leben. Ohne die Vorbilder der "anderen" Kinder Später mit guten "Lehrwerkstätten", mit guten "Wohnmodellen". Es ist und bleibt an der Einbahnstrasse. Tausende von Chancen weden unseren Kindern genommen weil sie es nicht ERLEBEN dürfen, nicht DABEISEIN dürfen. In der Gesellschaft.
Tausende von Kindern werden die Chancen genommen unsere Kinder kennenzulernen, auch an und mit unseren Kindern zu lernen, zu reifen, zu spüren, dass es anderes gibt. Sie werden nicht lernen unsere als Klassenkameraden, als Freunde DABEIHABEN zu wollen.
Und wenn dann alle Kinder von heute erwachsen sind, haben sie sich nicht kennengelernt, Sind sich fremd. Haben nichts gemeinsames. Wollen es vielleicht auch gar nicht mehr.
...und dazwischen sind wir. Die Familien unserer "eigenen bunten Kinderschar". Die Geschwister haben jetzt schon eine riesige Bürde...sie werden, wollen und sollen die Vermittler zwischen solchen und solchen Menschen sein. Manche werden für die Geschwister kämpfen, werden viel Verantwortung übernehmen. Manche werden sie "verstecken". Kaum einer wird es schaffen, den z.B. 30jährigen behinderten Bruder einfach so nach Italien in Urlaub mitzunehmen.
Ich weiss, es gibt gute Einrichtungen die Urlaub für Behinderte und deren Familien anbieten. Dann prallen die 2 Welten nicht unangenehm aufeinander. Ich glaube nicht wegen uns, sondern die Anderen fühlen sich ...
Diese kleine Muttertagsfeier, die voller Wärme war, hat mir so bewußt gemacht wie es weitergehen wird. Ich habe lange nicht mehr so geweint vor Verzweiflung und Hilflosigkeit. Der Robert-Papa tröstet: Das schaffen wir schon. Er hat doch uns. Schau mal, wir kennen nun doch die ...(auch behindertes Kind).
Ja, das stimmt schon....aber wir sind mitten in der Anderswelt auf der Einbahnstrasse.
Ich wünsche mir etwas zum Muttertag 2010:
Dass "normale" Chefs mutig einen behinderten Menschen mitarbeiten lassen ...
Dass "normale" Vermieter nicht komisch schauen und dann die Wohnung anderweitig vermieten ...
Dass "normale" Verkäuferinnen nicht in Babysprache verfallen wenn ein erwachsener Mann mit DS allein einkauft und bezahlt ....
Dass "normale" S-Bahnmitfahrer nicht weitergehen, sondern sich auf den Platz neben die behinderte Frau setzen ....
Ich überlasse es Euch, noch weitere Wünsche zu finden. Es gibt so viele!
Ich wünsche nun einer jeden Mama einen Muttertag mit Liebe, Wärme und nicht allein zu sein.
Den "besonderen Mamas" wünsche ich extra viel Kraft und Stärke ...und nicht weinen, bitte. Das habe ich diesmal für Euch übernommen.
Den Mamas der Sternenkinder wünsche ich einen Sonnenstrahl von da oben, ein Gespür, dass Eure Kinder nicht weg sind...die Liebe bleibt

Elisabeth

11 Kommentare:

  1. Hallo Elisabeth,
    der Robert-Papa hat Recht. Und wer sagt denn, dass WIR in der Einbahnstraße sind?? Sieh es doch mal so, dass sich die ANDEREN in der Einbahnstraße befinden, die sich als Sackgasse heraustellen wird.
    Grüße,Verena

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  2. Vieeleicht sind die "normalen" nur unsicher im Umgang mit Menschen (ob behindert oder nicht).
    Wir haben das miteinander verlernt. Aber es gibt immer einen Weg, auch aus der Einbahnstraße!!!!!

    Grüße Carmen

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  3. Liebe Elisabeth,
    so großer Kummer ! Ich kann dich gut verstehen, dass du dir Sorgen um deinen Robert machst. Aber er hat dennoch großes Glück - er hat dich. In meiner "normalen" Schule erlebe ich viele Einzelschicksale. Kinder, denen es auf den ersten Blick gut geht, die "normal" sind. Aber es sind einige unter ihnen, die sind schon mit 11,12 Jahren kaputt. Haben zu Hause noch nie ein freundliches Wort gehört, keine Umarmung erhalten, die Eltern interessieren sich einfach nicht. Nur meckern oder draufschlagen, dass klappt immer. Es gibt soviel zu tun in dieser Welt, zum Glück haben wir Frauen wie dich!
    Ich grüße dich herzlich und wünsche dir den dicksten aller Muttertagsblumensträuße
    Michaela

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  4. Liebe Elisabeth!!

    Es wird nicht einfach werden, aber wir werden so vieles durch unsere Kinder erfahren und erleben dürfen...und es weitergeben an die, die uns begegnen.

    Aber Du hast schon recht...die süssen babies und Kleinkinder lieb zu finden ist einfach...und über "lieb" geht das Interesse der Allgemeinheit selten hinaus.

    Ich denk da viel darüber nach, und manchmal durchflutet mich "Revoluzzer-Geist" und ich WEISS, alles wird gut, und dann wieder lähmt mich der Gedanke an die Zukunft unserer Kinder.

    ...zur Zeit ists eher lähmend ;-)

    Sag Deinem Robert, wie sehr ich mich über seinen Brief freue!! Es ist immer schön, von Euch zu hören!!

    Allen, allen Müttern, die ihre Kinder lieben, mehr als ihr Leben, wünschen wir einen tollen Muttertag!!

    Jonathan und Barbara

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  5. Liebe Elisabeth,

    ich wünsche Dir einen schönen, herzlichen Muttertag. Du hast es verdient, denn Du bist eine außergewöhnliche Mutter!

    Alles Liebe,
    Claudia

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  6. Liebe Elisabeth. Trotz allem Leid wünsche ich dir im Kreis deiner Lieben einen wunderschönen Muttertag. Leider können die paar Leute, die nicht so denken, die Welt nicht ändern. Ich schäme mich für sie. Ganz liebe Grüße von Inge

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  7. Liebe Elisabeth - ich wünsche dir einen wunderschönen Muttertag voller Liebe!!

    @all
    Ihr habt alle so aufbauende Worte. Doch ich muß und möchte gestehen, dass mir Elisabeths Brief Tränen in die Augen getrieben hat.Ich sitze hier und weine... Tränen der Angst vor der Zukunft...Jonas ist 2 und ich habe gerade beschlossen, den Kampf für einen Regel-KigaPlatz aufzunehmen. Lese viel über die Probleme anderer Eltern mit älteren Kindern und mein Kopf ist im Moment sooo voll mit Gedanken an die Zukunft, dass mir bang wird...

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  8. Guten Morgen
    ich sitze heute am Muttertag vorm Computer und blogge. AAber ich darf nichts anderes tun. Die fleissigen Zwerge haben mich entweder wieder ins Bett oder eben hierher verbannt. Also, lieber bei Euch lesen....nach Kaffee duftet es schon!
    Danke, für Eure Antworten. Jetzt ist es auch wieder gut. Ich fühl mich wieder stark für die vielen nächsten Jahre, die aber trotzdem anders sind.
    Ja Jona-Mama genauso wie Du es schreibst ist es mir da im Klassenzimmer gegangen. Doch gerade durch das Bloggen merke ich, dass wir wirklich ganz viele sind. Aber leicht wird es uns nicht gemacht. Doch durch das Lesen bei Euch sehe auch ich wieder klarer und entdecke die (schönen) Strassen, die aus der Einbahnstrasse führern
    Ja und nun: Und wenn sie nicht verhungert ist, dann bloggt sie auch noch heute (frei nach Grimm)
    Ich habe Sonne hier und puste sie in alle Richtungen
    Elisabeth

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  9. Welch traurige Worte, mit so viel Wahrheit.
    Dennoch bin ich froh, um die Schule für meinen Sohn. Ich fürchte, er würde in der Regelschule als nonverbales Kind einfach untergehen.

    Dennoch hat er gute Vorbilder und ist dabei, in der Freizeit ist er immer mittendrin statt nur dabei. Da ist Integration so wichtig.

    Ferien für Familien mit behinderten Kindern würde ich nie machen. Ich möchte mich nicht immer in eine solche Sondergruppe drängen lassen. Ich will mit meinem Kind in der realen Welt leben. Auch ein anderes Thema als Behinderung haben - besonders im Urlaub.

    Tolerante Vermieter und mutige Arbeitgeber wünsche ich mir natürlich genau wie Du.
    Allerdings sehe ich es auch als Arbeitgeber. Ich habe ein behindertes Kindermädchen. Die macht das super. Ist ganz toll mit den Kindern. Dennoch braucht sie viel mehr ANleitung und "Überwachung" als jetzt ein anderes Kindermädchen. Die Zeit, die Nerven usw muß man auch erst einmal haben, wenn man sich doch eigentlich Entlastung erkaufen möchte. Aber, wenn nicht wir, wer dann???

    Leider ist Deine Sonne hier nicht angekommen, aber danke für den Versuch.

    Liebe Grüße

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  10. Das Problem kommt halt dann, wenn eben nicht mehr wir Eltern mit unseren Kindern Urlaub machen, sondern unser 18jähriger Sohn oder unsere 25jährige Tochter eigene Unternehmungn starten möchten....da muss ich erst reinwachsen...ich möchte meinen Sohn glücklich sehen, ohne das Wort "Integration" auf einer Fahne vor mich hertragen zu müssen.

    Ich nehme es an,.. was immer das Leben mir zeigt...mit Ehrfurcht und Freude... bitte, Allmacht, Herrgott, Schicksal... nimm dieses "Aber" von mir...denn ein Leben, wie ich es mir für meinen besonderen Sohn wünsche, wird es das geben?? ...ein bisschen fürcht ich mich wohl.

    Lasst uns in 10, 15, 20 Jahren immer noch zusammenstehen...es ist ein Weg, der zu gehen ist.

    Liebe-volle Grüße von Jonathan und Barbara
    (die Sonne schien so hell, wie dieses unvergleichliche Lächeln meines Sohnes)

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  11. Liebe Elisabeth!
    Ich möchte mich der Meinung von Frau Verena anschließen. Meine Erfahrung ist man kann sich so wunderbar ergänzen und gegenseitig beschenken behindert oder nicht behindert.
    Gestern fand in Bozen die Jubiläumsfeier für 30 Jahre Blindenzentrum statt und dabei wurde erzählt, dass vor 30 Jahren noch Blinde im Keller versteckt wurden, weil man sich ihrer schämte und heute treffen wir junge selbstbewußte Frauen und Männer, denen man in vertrauter Umgebung nicht anmerkt, dass sie blind sind und die in Eigenverantwortung ihr Leben gestalten. Warum soll sich nicht auch auf anderen Gebieten manches zum Guten wenden.
    Alles Liebe dir und deinem ganz besonderen Sohn und seinem weitsichtigen Papa.
    Olga

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