Donnerstag, 29. April 2010

Robert und Schmerzen



Manche Autisten spüren fast keine Schmerzen.


Robert hat sich vor drei Wochen den Arm gebrochen. Bei Nachbarn von einem Stuhl gefallen.Die Situation war ungünstig. Der Stuhl stand vor einem Trampolin zum Raussteigen. Die Lehne nach vorn. Eigentlich eine ganz klassische Unfallquelle


Er sass dann über eine Stunde auf einer Bank, war etwas ruhiger und blasser...hat aber auch niemanden gesagt, dass der Arm weh tut. Dann:"Ich geh jetzt heim zu meiner Mama!"


Ich habe sofort gesehen, dass was passiert sein muss, der Gesichtsausdruck war voller Schmerzen. Robert:"Mein Arm tut ein bißchen weh. Es tut mir leid, dass Du mich zu einem Doktor fahren mußt."


Beim Arzt:" Das ist gar nicht schlimm. Ich weiss schon, dass ich warten muss, weil ich habe ja keinen Termin!"


In den 2 Stunden, die wir dann warten mußten ist er zusammengebrochen. Er hatte nasse Haare, hat gewimmert. Und dann hieß es, ja, so schlimm kann es aber jetzt nicht sein, er ist ja fröhlich hier reingelaufen.


Der Arm war gebrochen. Der Arzt war entsetzt und meinte, ein anders Kind würde nur noch schreien und auch so mancher Erwachsener.


Nach dem Eingipsen hatte Robert dann einen Krampfanfall. Nach vielen Monaten das erste Mal! In der Arztpraxis hat kein Mensch auch nur irgendwie reagiert! Robert sass auf meinem Schoss, ich konnte mich nicht bewegen, habe nur aufgepasst, dass er sich nicht mit dem Gips wehtut. Gott sei Dank war nach ca.10 Sek. alles vorbei. Dann:"Warum haben sie denn nicht geschrien? Das wenn wir gewußt hätten, wäre er gleich drangekommen. Wahrscheinlich war es der Ventilator, den hat er dauernd angeschaut, beim Eingipsen!"....Die Möglichkeit stimmt wirklich, sowas kann einen Krampfanfall auslösen....Für mich waren es die Schmerzen, die Angst, die Aufregung...


Nach einem Krampfanfall kann Robert nicht laufen. Ich habe ihn rausgetragen. Robert:"Oh, auf Wiedersehen. Danke für den schönen grünen Gips. Ich komme bald wieder!" Mit den nettesten Lächeln der Welt ... so ist seine Art von Autismus.


Als Mama muss man lernen, mit dieser anderen Welt klarzukommen, sie auch nur irgendwie zu verstehen. Ich sass weinend im Auto...


Doch nun! Seid gestern:




DER GIPS IST AB !!!! Robert: "Ich werde ihn vermissen!!!" (da war dann der Arzt fast am Weinen)




Es ist sonnig heute und richtig Frühling. Gleich kommen alle 5 Tageskinder. Wir sind dann im Garten ....

4 Kommentare:

  1. Schön, dass das lästige Teil weg ist, Robert! Nun kannst du wieder richtig spielen!! Alles Gute und liebe Grüße von
    Verena, Gerlinde, Charlotte, Constanze und Christoph.

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  2. Ja, das ist eine Anderswelt - aber ich glaube nicht weniger schön für Robert...nur die "anderen" tun sich schwer mit dieser "anderen" Welt, dabei bekommt man soviel wenn man bereit ist von dieser "Anderswelt" zu lernen.

    Ich finde das schön, dass du das tust.

    Herzlichst
    artista

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  3. Wenn nur mehr Menschen diese "Anderswelt" betreten würden...die Welt ist einfach zu schnell geworden, zu unsicher,...wer gibt da gern sein Schneckenhaus auf...dabei hat Robert ein ganz neues Farbenspektrum zu bieten, ich möchte seine Sicht der Dinge erfahren, wenn auch nur ansatzweise wissen, wie er die Welt erfährt.

    Als seine Familie seid ihr die Brücke zum Alltag, seine Botschafter. Der Zugang der Gesellschaft zu Menschen, die anders sind! . ...Und es tun sich so wunder-volle Welten auf.

    Süsser!! Es ist zwar seehr schade um diesen bemerkenswert grünen Gips...aber Du brauchts einen gesunden Arm für zukünftige Abenteuer!!

    Ich umarme euch!!

    Barbara

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  4. Oh unsere besonderen Kinder sind schon wirklich besonders.

    Mein Sohn kann wegen einer Fehlstellung der Hüfte kaum laufen und klagt nicht über Schmerzen... müßte er aber haben. Ihm sackt immer das Bein weg.

    Auf die Frage vom Arzt, hast Du Schmerzen... Nö!

    Liebe Grüße

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